Stuttgart – Als Zeugnisse der Nachkriegsmoderne sind die beiden Hochhäuser „Romeo“ und „Julia“ im Stuttgarter Stadtteil Rot, 1957 und 1959 fertiggestellt, von besonderer architektonischer Bedeutung. Deshalb steht die stadtbildprägende Anlage als Ganze unter Denkmalschutz. An vielen Stellen besteht inzwischen Sanierungsbedarf, unter anderem am Beton der Balkone im Haus „Romeo“. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg fördert jetzt die Muster-Instandsetzung von zwei Balkonen mit einem Zuschuss von 15.500 Euro.

„Der Berliner Architekt Hans Scharoun, der dort später zum Beispiel auch die Philharmonie erbaut hat, wollte mit diesen ungleichförmigen Hochhäusern komfortablere Wohnungen gegenüber dem damaligen Reihenhausstandard schaffen“, erklärt Peter Rothemund, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Dem Konzept der organischen Architektur gemäß verzichtete er auf rechte Winkel und setzte auf unterschiedliche Gebäudehöhen und eine aufgelockerte Fassadengestaltung.“ Diese Formensprache sollte den Eindruck des Gewachsenen unterstreichen und gleichzeitig einen besonderen Ort für die Identifizierung mit der gesamten neuen Siedlung schaffen, erinnert Rothemund.

Am Haus Romeo, dem höheren der beiden Gebäude, sind die Balkone an den 105 Wohnungen auf 19 Stockwerken ganz unterschiedlich stark in Mitleidenschaft gezogen. Während an manchen Stellen bereits lose Teile abbröckeln und teilweise schon von Seilkletterern abgenommen oder gesichert wurden, sind an anderen lediglich kleinere Risse erkennbar.

Zwei gezielt ausgesuchte Referenzbalkone sollen jetzt mitsamt der bauzeitlichen Balkongeländer umfassend restauriert werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse fließen dann in ein statisches Sicherungskonzept ein, das als Grundlage für eine nachhaltige Instandsetzung der gesamten Fassade dienen soll. Mit diesem Ansatz sollen Bauabschnitte nach Dringlichkeit eingestuft werden können und damit nach und nach der Bestand des Nachkriegs-Hochhauses gesichert werden.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 27 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.600 Vorhaben mit annähernd 64 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: Hochhäuser Romeo und Julia | pjt56, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons