– Einer der größten und besterhaltenen Fachwerkbauten des 14. Jahrhunderts in Süddeutschland-
Allein durch seine Maße hebt sich das älteste Gebäude der Stadt Leutkirch im nördlichen Teil der historischen Altstadt von den umliegenden Häusern deutlich ab. Die Grundfläche des Hauptgebäudes ist mit 250 Quadratmetern etwa doppelt so groß, die Gebäudehöhe von über 20 Meter mit vier Geschossen überragt alle Nachbarhäuser. Sehr unterschiedlich präsentieren sich Vorder- und Rückansicht. Die dem Hof zugewandte Rückseite des Gebäudes zeigt sich als nahezu vollständig erhaltenes, mittelalterliches Wohnhaus. Es gehört zum Kernbestand des Gebäudes aus den Jahren 1377-1379. Dem entspricht auch heute noch das Innere des Fachwerkbaus auf hohem, massivem Sockelgeschoss mit den beiden Obergeschossen in Bohlen-Ständerkonstruktion. Im Innern findet man teilweise erhaltene gotische Decken und Wände, sowie Rauchküchen und andere historische Details.
Der Bauherr sowie der ursprüngliche Verwendungszweck des Gebäudes sind bis heute unbekannt. Aus Stadt- und Kirchengeschichte wird auf ein vom Kloster Stams in Tirol errichtetes Patronatpfründehaus geschlossen. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Gebäude als Färberhaus genutzt.
Im Jahre 2003 begann nach einer grundlegenden Bauforschung die Sanierung des gesamten Gebäudes. Wie so oft bei der Instandsetzung von Baudenkmalen blieben unliebsame Überraschungen nicht aus. Hier waren es nicht vorhersehbare Standsicherheitsprobleme, die zu einer beträchtlichen Kostenerhöhung führten. Über 1 Mio. Euro wurden im Gotischen Haus verbaut. Heute findet sich im südlichen Teil des Gebäudes die Volkshochschule, im nördlichen Teil das Touristinfo-Büro. Die ältesten Räume, die Bohlenstube im ersten OG sowie die gotische Stube im zweiten OG wurden restauriert. Beide Geschosse dienen bis auf weiteres als Ausstellungsräume. Mit der für 2009 vorgesehenen Sanierung der Ostfassade wird die Maßnahme abgeschlossen sein.
Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat sich dabei in ganz außergewöhnlichem Maße engagiert. Unter der Schirmherrschaft und Teilnahme von Alt-Bundespräsident Dr. Roman Herzog führte sie im Jahr 2000 auf Schloss Zeil eine Benefiz-Veranstaltung zu Gunsten des Gotischen Hauses durch. Zu den zunächst bewilligten 200.000,- Euro kamen später weitere 75.000,- Euro hinzu, insgesamt ein Betrag, den die Denkmalstiftung nur ganz selten zur Verfügung stellt. Die geglückte Sanierung wird deshalb von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg mit ihrem Prädikat „Denkmal des Monats“ im Juni 2008 besonders gewürdigt.
Planung und Durchführung: Freie Architekten Dipl.-Ing. E. Roth, Dipl.-Ing. E.W. Traub, Federburgstr. 84, 88214 Ravensburg in Zusammenarbeit mit Bauforscher und Statiker Dr.-Ing. Stefan Uhl, Büro für historische Bauforschung, Panoramaweg 31, 88447 Warthausen,
sowie den Restauratoren Marinowitz und Storz, Konstanz/Singen.