– Ein alternatives Wohnprojekt im Kulturdenkmal –
Um dem „Trend nach übersteigertem Individualismus und Vereinzelung etwas entgegenzusetzen“ hat sich ausgehend von Freiburg i. B. ein Verein „Miethäuser Syndikat“ gebildet, der zusammen mit den sog. Hausvereinen Gesellschafter von Hausbesitz-GmbHs ist, die Eigentümer von Wohnhäusern im ganzen Bundesgebiet sind.
Ein besonders interessantes Wohnprojekt bildet das 1980 von der französischen Armee verlassene Offiziersgebäude Schellingstraße 6 in Tübingen, das zunächst durch Hausbesetzung in Beschlag genommen wurde. Ziel war es, einen Ort für selbst organisiertes Leben mit vielen verschiedenen Menschen in großen WGs zu schaffen. Selbsthilfe und Selbstorganisation standen und stehen an vorderster Stelle.
Im Jahr 2004 wurde schließlich das ehemalige Stabsgebäude Schellingstraße 6, das zunächst Studentenwohnheim war, gekauft und in ein Wohnprojekt als Teil des „Mietshäuser Syndikats“ überführt.
Damit erfüllt das Projekt in geradezu idealer Weise die vorrangige Zielsetzung der Denkmalstiftung, bürgerschaftliches Engagement auf dem Gebiet der Denkmalpflege zu fördern.
Durch den Kauf des Gebäudes wurde eine grundlegende Instandsetzung des Kulturdenkmals möglich. Das 1914 erbaute Kasernengebäude weist nämlich noch die Ausstattung der Erbauungszeit auf, vor allem Fenster, Gauben und Treppenanlage und der Außenputz sowie die Außengliederung sind original erhalten.
Heute leben 110 Personen (Studenten, Selbständige, Frauen und Männer unterschiedlicher Berufe) als Mieter in dem Gebäude.
Die Denkmalstiftung hat von den rund 200.000,- Euro umfassenden denkmalbedingten Mehrkosten für die Instandsetzung des historischen Fensterbestands 80.000,- Euro übernommen. Der privaten Initiative in nicht alltäglicher Form wird sicherlich auch die Auszeichnung des Gebäudes Schellingstraße 6 als „Denkmal des Monats“ in besonderer Weise gerecht.