– Der Zeller-Mörike-Garten in Nagold, Landkreis Calw – Eine Symbiose von Garten und Literatur –

Nur sehr wenige Kulturdenkmale in Baden-Württemberg erfüllen sowohl als Gartendenkmal wie auch als literarisches Baudenkmal so vollkommen die beiden denkmalpflegerischen Schutzzwecke wie der Zeller-Garten in Nagold. Ein anderes, vergleichbares Beispiel ist das Haus des Calwers Hermann Hesse und dessen Garten in Gaienhofen auf der Höri am Bodensee.
Bereits im Jahre 1831 erwarb der Apotheker und Naturforscher Gottlieb Heinrich Zeller (1794-1864) den ehemaligen Pfarrgarten. Und schon im Jahre 1832 errichtete er dort die Gartenlaube „Vatersruhe“. Ganz entsprechend der Zeit der Romantik ist die hölzerne Gartenlaube als sehr dekoratives Bauwerk ausgeführt. Gitterförmige Außenwände und auf der Eingangsseite zwei durch eine Mittelachse gespiegelte Fabeltiere bestimmen deren Aussehen. Im Jahre 1862 kam der Bau eines Garten-Wohnhauses, ein sog. „Schweizer“-Haus hinzu, das im Juni des vergangenen Jahres eingeweiht werden konnte. Schon im Juli 1862 berichtete der schwäbische Pfarrer und Dichter Eduard Mörike, der zu einer Badekur in dem nahe gelegenen Röthenbach weilte, von Zellers Garten und dem neu erbauten Schweizer-Haus.

Es lag nahe, dass Apotheker Zeller seinen Garten als Naherholungsgarten zu einem Apotheker- und Experimentiergarten gestaltete; einem typischen Garten der Biedermeierzeit.
Lange schlummerte dieses Juwel der Bau- und Gartendenkmalpflege im Vorfeld der Stadt Nagold. Die glückliche Wiederentdeckung durch die Nagolder Bürgerin Elisabeth und Dr. Klaus Horn im Jahre 2000 führte dann folgerichtig im Jahr 2003 zur Gründung des Fördervereins Zeller-Mörike-Garten e.V. Erst 2008 konnte durch die Zustimmung des Gemeinderates der Stadt Nagold zum Erweb des Zellerschen Gartens als Sachgesamtheit im Sinne des Denkmalschutzes dessen bau- und gartendenkmalpflegerische Instandsetzung begonnen werden. Und noch im Jahre 2008 erfolgten die ersten literarischen Lesungen in diesem Kulturdenkmal im Rahmen der 25. baden-württembergischen Literaturtage.

Nunmehr steht in Nagold die Landesgartenschau 2012 an. Im Zellerschen Garten wird nach gelungener Instandsetzung die Literatur wieder Einzug halten.
Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat bei so viel bürgerschaftlichem Engagement gern finanzielle Hilfestellung beim Grunderwerb und bei der Reparatur der Gartenlaube geleistet. Im Monat Mai 2012 gibt es sicherlich kein geeigneteres Kulturdenkmal, das die Auszeichnung als „Denkmal des Monats“ verdient hätte.

Architekt: Architekturbüro hauserpartner, Ulrich Fischer, Turmfeldstr. 21, 72213 Altensteig