Ein architektonisches Kleinod der Daimlerstraße in Stuttgart-Bad Cannstatt.

Das Zentrum der evangelisch-methodistischen Kirche Stuttgart-Bad Cannstatt, die Christuskirche, beendete mit ihrer Einweihung 1873 die jahrelange Odyssee der wesleyanischen Gemeinschaft in den verschiedensten Versammlungsräumen. Besonders interessant ist dabei die Tatsache englischsprachiger Predigten ab 1860. Die erste deutschsprachige Predigt hielt J.C. Barrat, dessen Grabstein noch heute hinter der Christuskirche steht, im Jahr 1867.

In dieser Zeit zog Cannstatt als Badestadt viele Badegäste an. Darunter auch englische Kurgäste. Im Jahr 1870 schreibt ein Autor namens Riehl in der „Allgemeinen Zeitung“: „Vor wenigen Jahren durfte man noch fragen: wie denn Stuttgart unter die Kunststädte gerate? Jetzt darf man’s nicht mehr…Seltsames Spiel der Gegensätze! Die spröden, abgeschlossenen, querköpfigen Schwaben, am altväterlich Überlieferten sonst so treu festhaltend, liefern jetzt in den Arbeiten des Luxus und der Mode das Feinste und Zierlichste, und Stuttgart ist in diesem Stück ein Klein-Paris des Südwestens“.

Daneben war Cannstatt Mitte des 19. Jahrhunderts wegen seiner Internate, die in dieser Zeit auf dem Höhepunkt des Kurbetriebs gegründet wurden, bis ins Ausland berühmt.
Es ist deshalb leicht verständlich, warum als architektonisches Kleinod in der Daimlerstraße eine neogotische Kirche im englischen Stil entstanden ist, die die Häuserzeile unterbricht und einen harmonischen Akzent setzt. Aufgrund der geschichtlichen und kulturellen Bedeutung stellt die im 2. Weltkrieg großen Teils zerstörte Christuskirche mit Ihrer überkommenen Fassade ein Baudenkmal dar, das es zu erhalten galt.

Der Zahn der Zeit hat an dieser Fassade genagt, die Staub, Russ und Schmutz angesetzt hatte. Einige Verzierungen waren verwittert, Steine mussten ausgebessert und ersetzt werden.
Mit bewundernswertem Engagement hat die evangelisch-methodistische Kirche Stuttgart-Bad Cannstatt und ihr rühriger Pastor Diederich Lüken diese Aufgabe in Angriff genommen. Immerhin waren Gesamtkosten von rund 380.000,- EUR zu schultern. Beträchtliche Eigenmittel und Spenden sowie ein Zuschuss der staatlichen Denkmalpflege und eine Zuwendung der Denkmalstiftung Baden-Württemberg in Höhe von 30.000,- EUR tragen dazu bei, die Christuskirche in altem Glanz erstrahlen zu lassen. Die Daimlerstraße in Bad Cannstatt weist im Geburtsmonat des Namensgebers ein würdiges Denkmal des Monats Dezember 2009 auf.

Architekt: AeDis, Kieferle – Reiner – Schmid GbR, Im Hof 17, 73269 Hochdorf