Stuttgart/Nürtingen – Aus dem ehemaligen Gesundheitsamt in Nürtingen ist inzwischen das Haus der Künste geworden: Musikschule, Jugendkunstschule und die Stadtkapelle haben in dem umfassend restaurierten Kulturdenkmal aus den 1960er-Jahren gemeinsam ihr Domizil gefunden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat die aufwändige Sanierung des Betonbaus im vergangenen Jahr mit 40.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale bezuschusst und ernennt das Gebäude jetzt zum Denkmal des Monats Dezember.

1963/64 nach Plänen der Stuttgarter Architekten Max Bächer und Harry G. H. Lie gebaut, gilt das frühere Gesundheitsamt als architektonisch herausragendes Beispiel eines Verwaltungsbaus jener Zeit. Funktionalität, Materialverwendung und Konstruktionskenntnis bilden dabei eine stimmige Einheit. Beton als vorherrschender Baustoff wurde hier ebenso vielseitig wie kunstvoll eingesetzt – selbst außergewöhnliche Details wie Fensterbrüstungen, Wasserspeier und skulptural geformte Würfel für Beleuchtungskörper und Briefkästen sind aus unterschiedlichen Beton-Arten geformt.

„An diesem außergewöhnlich qualitätsvollen Bau wurden beispielhaft die damals wichtigsten architektonischen Leitideen für staatliche Verwaltungsbauten umgesetzt“, sagte Prof. Rainer Prewo, der Vorstandsvorsitzende der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, 2019 bei der Übergabe des Zuwendungsvertrages an die Stadt Nürtingen. Bei der Sanierung wurden Schäden am Einkorn-Beton der Fassade und an Beton-Bauteilen ebenso instandgesetzt wie etwa die Holztüren mit Oberlichtern und die in Sichtbeton gestalteten Außenanlagen.

Die Arbeiten stellten sich als deutlich aufwändiger heraus als gedacht. Auch Vorgaben des heutigen Brandschutzes mussten berücksichtigt und erfüllt werden. Hinzu kamen Einbauten für die Akustik und den Schallschutz, für Barrierefreiheit und für neue Decken. Am Ende verzögerte sich die Eröffnung um gut anderthalb Jahre, bevor die neuen Nutzer das denkmalgeschützte Gebäude beziehen konnten.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 48 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr unterstützt. Seit ihrer Gründung 1985 hat sie weit über 1.500 Vorhaben gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: A. Winter, Stuttgart