Stuttgart/Horb-Nordstetten – Der Förderverein Nordstetter Schloss aus Horb-Nordstetten hat den Bürgerpreis 2021 der Denkmalstiftung Baden-Württemberg erhalten. Gestern (23.09.2021) überreichte Katrin Schütz, Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, den mit 5.000 Euro dotierten Preis im restaurierten Bürgersaal des Schlosses an den Vereinsvorsitzenden Eugen Schlotter.
Mit der Auszeichnung würdigt die Denkmalstiftung den vorbildlichen und langjährigen Einsatz des Vereins für den Erhalt und die Wiederherstellung des barocken Schlosses im Horber Stadtteil Nordstetten. Um das mittlerweile 280 Jahre alte Gebäude vor dem Verfall zu retten, hatten 28 engagierte Privatleute im Jahr 1999 den Förderverein gegründet. Dieser treibt seither die Sicherung und Restaurierung des Baudenkmals voran.
„Heute steht das Schloss als Schmuckstück da, prägt Ortsbild und Landschaft“, unterstrich Katrin Schütz in ihrer Laudatio, „so, wie sich das für ein Kulturdenkmal gehört – erst recht, wenn es zu dem kleinen, erlesenen Kreis der baden-württembergischen ‚Kulturdenkmäler von besonderer Bedeutung’ zählt.“
Noch vor zwanzig Jahren habe es um das Schloss schlimm gestanden, erinnerte die Kuratoriumsvorsitzende und frühere Staatssekretärin: An der Dachkonstruktion zeigten sich statische Schäden, im Mauerwerk Risse und Setzungen, Putz platzte ab. Eindringende Feuchtigkeit setzte dem Bauwerk immer mehr zu. Bereits im Zweiten Weltkrieg war es beschädigt worden, auch eine spätere Nutzung als Schlachthaus und Mosterei war für die Substanz nicht von Vorteil gewesen.
„Dass wir uns heute in diesem Gebäude, diesem so schön restaurierten Raum versammeln können, ist dem ehrenamtlichen Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken, die dem Nordstetter Schloss vereint neues Leben gegeben haben“, betonte Schütz. „Für dieses herausragende jahrzehntelange Engagement sage ich seitens der Denkmalstiftung Baden-Württemberg herzlichen Dank!“
Der inzwischen auf rund 300 Mitglieder angewachsene Förderverein ist seit 2001 zudem Pächter der gesamten Schlossanlage und steht damit auch wirtschaftlich in der Verantwortung. Seine Sanierungsschritte der vergangenen beiden Jahrzehnte – zuletzt die Restaurierung von Innentüren und Stuckdecken – hat die Denkmalstiftung Baden-Württemberg mehrfach gefördert. Insgesamt bewilligte die Stiftung Zuschüsse von 126.000 Euro, was rund ein Fünftel der gesamten denkmalbedingten Mehrkosten ausmacht.
Große Teile des Nordstetter Schlosses sind durch das Engagement des Fördervereins wieder öffentlich zugänglich. Im repräsentativen Bürgersaal finden Feste und Konzerte mit bis zu 100 Gästen statt. Andere Räume werden für die Ortschaftsverwaltung, den kommunalen Gutachterausschuss und ein Archiv genutzt. Auch das im Schloss untergebrachte Museum über Leben und Wirkungsgeschichte von Berthold Auerbach, den 1812 in Nordstetten geborenen Erzähler und Romancier jüdischen Glaubens, zieht regelmäßig Besucher an.
In einem deutlich älteren Wehrturm an der Nordostecke des rechteckigen Schlossbaues findet sich eine weitere Besonderheit: eine frühere Mikwe, ein jüdisches Tauchbad, das zur rituellen Reinigung diente. Es zeugt, wie so vieles andere, vom ehemals reichhaltigen jüdischen Leben in Baden-Württemberg. Mit ihrem Bürgerpreis zeichnet die Denkmalstiftung Baden-Württemberg seit 2001 jedes Jahr vorbildliche Fördervereine und Bürgerinitiativen aus, die sich mit landesweit beispielhaftem Engagement um den Erhalt von Kulturdenkmalen verdient gemacht haben. Die Stiftung selbst hat seit ihrer Gründung im Jahr 1985 gemäß ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ annähernd 1.600 Projekte im Land mit rund 63 Millionen Euro gefördert.
Foto: G. Tischbein, Horb