Stuttgart/Giengen an der Brenz – Die zwei ungleichen Türme der evangelischen Kirche prägen das Stadtbild von Giengen an der Brenz bereits seit Jahrhunderten. Sowohl der Glocken- als auch der Bläserturm sollen jetzt restauriert werden – als erster Abschnitt einer umfassenden Instandsetzung der gesamten Stadtkirche. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Arbeiten mit einem Zuschuss von 73.240 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Neben ihrer architektonischen und kulturhistorischen Bedeutung kann die Relevanz der Kirche für die Stadtgeschichte gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, unterstreicht Prof. Dr. Claus Wolf, Vorstandsmitglied der Denkmalstiftung Baden-Württemberg bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags vor Ort. „Als Kulturdenkmal, das Bauabschnitte und Umgestaltungen aus mindestens acht Jahrhunderten in sich vereint, stellt die Giengener Stadtkirche an ihre Restauratoren höchste Herausforderungen, deren Finanzierung wir als Denkmalstiftung gerne unterstützen.“
Erstmals erwähnt wird die Stadtkirche Unserer Lieben Frau im Jahr 1374. Im Mittelschiff finden sich allerdings Reste eines romanischen Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert integriert. Auch der nördliche, sogenannte Bläserturm weist im unteren, romanischen Teil noch Buckelquader aus der Stauferzeit auf. Ursprünglich als Wachtturm der Stadtmauer erbaut, wurde er bei einer Kirchenerweiterung im 15. Jahrhundert in das Gotteshaus integriert. Wenig später erbaute man als Gegenstück einen südlichen Turm im gotischen Stil für die Glocken.
Beim großen Stadtbrand von 1634 wurde der Glockenturm allerdings so schwer beschädigt, dass er – nun in barockem Stil – neu aufgebaut werden musste, während sich der Bläserturm reparieren ließ. Inzwischen weist das Mauerwerk beider Türme Risse auf. Der Nordturm mit seiner Galerie um die frühere Türmerwohnung, von der noch heute jeden Mittwoch und Sonntag Bläser spielen, hat sich zudem um mehr als 30 Zentimeter zur Seite geneigt, bleibt aber stabil. Am Umgang, dem Dach und der aufgesetzten Laterne sind allerdings Restaurierungen nötig.
Der Südturm mit seiner Zwiebelhaube benötigt ebenfalls Instandsetzungen diverser Gewerke, insbesondere einen Ringanker zur Stabilisierung unter dem Übergang vom vier- zum achteckigen Abschnitt. Das größte Problem besteht allerdings darin, dass die Schwingungen der Glocken derzeit das Mauerwerk zu stark belasten. Veränderungen an den Jochen und der Einbau von Stahlgewichten sollen hier Abhilfe schaffen.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 33 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Werner Stolz, Weber Architekten, Langenau