Stuttgart/Konstanz – Ein mittelalterliches Patrizierhaus in ortsbildprägender Innenstadtlage erhielt von 1905 an eine vollflächige Fassadenbemalung durch den Stuttgarter Professor Carl von Häberlin. Sie wurde nun aufwändig restauriert. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernennt das „Haus zum Hohen Hafen“ zum Denkmal des Monats März.
Es ist eines der auffälligsten Gebäude in Konstanz: Das „Haus zum Hohen Hafen“ wird erstmals in Dokumenten aus dem Jahr 1417 erwähnt, stand aber mit ziemlicher Sicherheit schon seit dem 13. Jahrhundert als Eckhaus am sogenannten Obermarkt. Viele Epochen, Eigentümer und Nutzungen haben an dem Gebäude ihre Spuren hinterlassen. Zwischen 1580 und 1785 stand auch der Konstanzer Pranger vor dem Haus. Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich die Optik erheblich, weil mächtige Arkaden in Form von Gewölbebögen im Erdgeschoss dem Ausbau von Geschäftsräumen weichen mussten.
Einige Jahrzehnte später, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, erhielten die oberhalb des Erdgeschosses liegenden Teile der Hauptfassade eine vollflächige und farbige Bemalung. Der damals bereits 73-Jährige Stuttgarter Maler und Illustrator Carl von Häberlin bekam den Auftrag, die Geschichte des Hauses und des Obermarkt-Platzes künstlerisch darzustellen. Als ein Motiv für seine Arbeit, die er in den Jahren 1905 und 1906 ausführte, wählte er die die dort erfolgte Belehnung von Friedrich von Hohenzollern mit der Mark Brandenburg durch König Sigismund im Jahr 1417. Verewigt ist auch der Autor der Konstanzer Konzilchronik bei der Arbeit. Aus der Feder von Ulrich Richental stammt die erste schriftliche Erwähnung des Hauses. Wie ein Bilderbogen erzählen die Motive von der Geschichte des Gebäudes und den damit verknüpften historischen Zusammenhänge.
Im Jahr 1976 wurde die Fassadenmalerei an diesem Kulturdenkmal erstmals restauriert. Nun war eine neuerliche Sicherung der Werke notwendig. Pudernde Malschichten und -schollen wurden nach einer vorsichtigen Reinigung gefestigt. Hohlräume wurden hinterspritzt, Fehlstellen und Risse gekittet und anschließend retuschiert. Die Denkmalstiftung unterstützte die privaten Eigentümer des heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzten Gebäudes dabei mit einem Zuschuss in Höhe von 40.000 Euro. So bleibt das „Haus zum Hohen Hafen“, das mit seiner großflächigen Bemalung zu den auffälligsten Kulturdenkmalen in der Konstanzer Innenstadt zählt, auch in Zukunft als geschichtliches und künstlerisches Zeugnis und ein beliebtes Fotomotiv für Touristen.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 46 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts im vergangenen Jahr unterstützt.
Seit ihrer Gründung vor 40 Jahren hat sie über 1.700 Vorhaben mit weit über 69 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Udo Storz, Restaurator/VDR, Konstanz