Stuttgart – Prominent ragt das Gebäude Geißstraße 7 in den Platz mit dem Hans-im-Glück-Brunnen, inoffiziell Geißplatz genannt, hinein. Mit seinen Arkaden im Erdgeschoss ist es an drei Seiten öffentlich zugänglich. Die Fassaden der Stockwerke darüber sind von Sprossenfenstern mit charakteristischen Fensterläden geprägt. Deren Restaurierung unterstützt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg mit einem Zuschuss von 5.000 Euro.
„Das gesamte Altstadtquartier zwischen dem Stuttgarter Rathaus und der Eberhardstraße entstand in den Jahren 1906 bis 1909 auf Initiative des Vereins zum Wohl der arbeitenden Klasse“, erinnert Roland Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. Die insgesamt 24 Wohn- und Geschäftshäuser stehen als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz. „Stilistisch wandte man sich hier vom Historismus ab und orientierte sich an der Reformarchitekturbewegung“, ergänzt Bürkle. „Die hölzernen Fensterläden sind eine perfekte Wahl für ein sozialreformerisches Projekt und in diesem Sinn von besonderer Relevanz.“
Erbaut wurde das Gebäude Geißstraße 7 im Jahr 1907 nach Plänen von Baurat Karl Hengerer, der auch den Bau des gesamten Quartiers leitete. Neben seiner herausragenden und optisch prägenden Lage kommt dem Haus in seiner jüngeren Geschichte eine traurige Bekanntheit zu: Am 16. März 1994 starben hier sieben Menschen durch Brandstiftung. Die in der Folge gegründete Stiftung Geißstraße 7 hat das Gebäude seither übernommen und renoviert. Ihr Ziel ist, interkulturelles Leben und Denken in der Stadt zu fördern.
Im aktuellen Restaurierungsschritt sollen alle 32 Fensterläden des Gebäudes instandgesetzt und neu gefasst werden. Außerdem werden die Läden und Fensterrahmen neu gestrichen.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 18 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Stiftung Geißstraße 7, Stuttgart