Stuttgart/Tuttlingen – Das ehemalige Bahnbetriebswerk in Tuttlingen mit seinem Ringlokschuppen samt Drehscheibe entstand in den 1930er-Jahren. Seit 1975 ist es stillgelegt und wird mittlerweile von privaten Eigentümern als Dampflok- und Modelleisenbahnmuseum betrieben sowie für Veranstaltungen genutzt. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg fördert jetzt die Reparatur der Oberlichter im Lokschuppen mit einem Zuschuss von 40.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Das Bahnbetriebswerk Tuttlingen ist ein einzigartiges Gesamtensemble“, erklärt Roland Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags an den Eigentümer. „Es prägt nicht nur das Landschaftsbild im Donautal bei der Ausfahrt von Tuttlingen Richtung Immendingen, sondern dokumentiert auch die einst außerordentliche Bedeutung der Eisenbahn für die gesamte Region.“
Im Stil der Neuen Sachlichkeit wurde beim Bau der Gebäude bewusst auf Verzierungen verzichtet – der Nutzen sollte im Mittelpunkt stehen. Sowohl der seitlich liegende vierstöckige Verwaltungs- und Versorgungsbau als auch der daran anschließende Lokschuppen mit seinen sieben Lokständen kommen ohne Schnörkel aus. Die Drehscheibe mit 21 Metern Durchmesser ist voll funktionsfähig. Auf dem insgesamt vier Hektar großen Gelände sind zahlreiche Lokomotiven und Waggons ausgestellt, ein Großteil davon aus der Dampflok-Zeit.
„Bemerkenswert ist die anspruchsvolle, freitragende Holzkonstruktion des Lokschuppens, die sich über mehr als 26 Meter spannt“, ergänzt Bürkle. Bei den jetzt geplanten Instandsetzungsarbeiten sollen nicht nur tragende Holzteile und Betonpfeiler von Feuchtigkeitsschäden befreit werden, sondern auch die historischen Tore und Fenster denkmalgerecht restauriert werden.
Sowohl die sieben zweiflügeligen Lokschuppentore als auch das darüberliegende Fensterband der Oberlichter auf der Vorderseite wie auch die Holzfensterfronten der Rückseite sind komplett erhalten. Die Sprossenfenster sind allerdings teilweise stark beschädigt und sollen nun repariert bzw. erneuert werden.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 18 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie annähernd 1.700 Vorhaben mit mehr als 66 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: W.-P. Girrbach, Tuttlingen