Stuttgart/Ladenburg – Nach mehr als 13 Jahren ist ein Ende der Schließung in Sicht: St. Sebastian am Rande der Ladenburger Altstadt – einst Hofkapelle der Wormers Bischöfe und einer der ältesten rechtsrheinischen Sakralbauten im Land – ist nach einer ersten Sanierungsphase wieder ohne Gefahr betretbar. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernennt die Sebastianskapelle zum Denkmal des Monats Oktober.
Der Zwei-Stufen-Plan für die Restaurierung sieht vor, dass die 2017 profanierte Kirche in einem ersten Abschnitt von der katholischen Kirchengemeinde Ladenburg-Heddesheim zunächst vor allem statisch gesichert wird, bis die Stadt das landesgeschichtlich bedeutende Kulturdenkmal übernimmt und beim zweiten Abschnitt Regie führt. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat den ersten Sanierungsabschnitt mit 90.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale gefördert. Private Initiativen steuern ebenfalls Spenden bei.
In ihren ältesten Teilen ist St. Sebastian an die 1.000 Jahre alt. Zusammen mit dem Bischofshof bildete sie die Keimzelle der karolingischen Stadt, zu der sich die einstmals größte Römersiedlung Baden-Württembergs weiterentwickelte. Den Bischöfen von Worms, die zeitweise in Ladenburg residierten, diente St. Sebastian als Hofkapelle.
Die bewegte Geschichte der Sebastianskapelle lässt sich auch an den zahlreichen An- und Umbauten ablesen. Ältester Teil ist der Turm in romanischem Stil mit seinem charakteristischen achteckigen Aufsatz mit Pyramidendach. Er steht an der Nordseite des Schiffs, das die Dimension einer großen Kirche hat und bereits gotische Elemente inklusive eines spätgotischen Langchores aufweist.
Chor und Dachstuhl sind inzwischen statisch ertüchtigt, der Dachreiter saniert und die Fenster restauriert worden. Ein besonderes Augenmerk galt den Fresken im Innenraum, die teilweise aus dem 14. Jahrhundert stammen. Bei künftigen Besichtigungen werden diese – jetzt geretteten – Besonderheiten eine wichtige Rolle spielen.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 35 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie weit über 1.600 Vorhaben mit annähernd 66 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Steffen Seiferheld, Freier Architekt, Ladenburg/Weinheim