Stuttgart/Pforzheim – Imposant ist das landwirtschaftliche Gehöft nicht nur aufgrund seiner Größe. Es dokumentiert auch das Repräsentationsbedürfnis eines aufstrebenden Bürgertums zur Zeit seiner Entstehung. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt den ersten Bauabschnitt als Auftakt für umfassende Sanierungsmaßnahmen am Hofgut Buckenberg über der Innenstadt von Pforzheim.

Das stolze Wohnhaus ist ein Zeugnis des spätbiedermeierlichen Historismus. Umgeben ist es von einer Scheune, Schaf- und Pferdeställen, Remise, Werkstatt, und Außenanlagen sowie Acker- und Weideflächen. Unweit der Pforzheimer Innenstadt thront das Anwesen auf einer Hochfläche zwischen Enztal und Hagenschieß und bezeugt als letztes von einstmals drei herrschaftlichen Hofgütern eine lange landwirtschaftliche und baugeschichtliche Tradition an diesem Ort.

Bis heute wird das Hofgut Buckenberg landwirtschaftlich genutzt. Die Mitglieder der vierten und fünften Generation der Eigentümerfamilie haben es an einen ökologisch wirtschaftenden Betrieb verpachtet. Allerdings reichen die Pachteinnahmen nicht aus, um die Mammutaufgabe zu finanzieren, die in der denkmalgerechten Restaurierung und Instandhaltung der zahlreichen Gebäude besteht. Gleichwohl hat sich die Eigentümerfamilie entschlossen, die Herausforderung schrittweise anzugehen, um dieses Kulturdenkmal ganzheitlich zu erhalten.

In einem ersten Sanierungsabschnitt werden nun Arbeiten am historischen Gewölbekeller, am Wohnhaus und einer großen Scheune in Angriff genommen. Dabei handelt es sich um Gebäude unterschiedlicher Entstehungsdaten. Der Gewölbekeller stammt aus der Zeit der ersten hier errichteten Gutshofanlage und ist auf das Baujahr 1749 datiert. Das Wohnwirtschaftsgebäude wurde um 1850 im Auftrag des damaligen Eigentümers, des Fabrikanten Carl Friedrich Gschwindt erstellt. In dieser Zeit entstand auch die heute als Maschinen-Lagerhalle genutzte Scheune. Sie erhielt allerdings 1945/46 nach schweren Kriegsschäden ein neues Dach, das in der damals neuen Technik der Holzbinderkonstruktion ausgeführt wurde.

„Bemerkenswert an diesem Dreigelenkbindersystem ist, dass es vergleichbar ist mit demjenigen, in dem von 1948 an in ganz Deutschland sogenannte Notkirchen gebaut wurden“, erläutert Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „43 solcher Notkirchen ließ das Evangelische Hilfswerk vom Architekten Otto Bartning planen. Und der Prototyp wurde ebenfalls in Pforzheim gebaut“, so Dr. Stefan Köhler weiter. Der Bauhistoriker Dr. Christoph Timm sieht in der Scheune des Hofguts Buckenberg denn auch einen bedeutenden „Informationsträger zur Geschichte des handwerklichen Holzbaus in der frühen Nachkriegszeit mit verblüffend ausdrucksstarker Wirkung“.

Auf der umfassenden Instandsetzung dieser Scheune liegt nun der Schwerpunkt. Stahlstützen und Stahlträger sollen das Tragwerk ertüchtigen, weitere Maßnahmen sind an der Fachwerkkonstruktion, am Dachtragwerk und an Türen und Fenstern erforderlich. Am Gewölbekeller stehen die Reparatur des Bruchsteinmauerwerks und die Schaffung einer kontinuierlichen Belüftung im Blickpunkt. Sanierungen am Westgiebel des Wohnhauses komplettieren den ersten Sanierungsabschnitt.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 46 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit weit über 69 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: Christa Finkenwirth, Kentzlin