Stuttgart/Hirschberg-Großsachsen – Die Malereien sind überraschend aufgetaucht: Als die Hofanlage in Hirschberg an der Bergstraße restauriert werden sollte, kamen unter alten Tapeten großflächige farbige Wandgemälde zum Vorschein. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die private Eigentümerin bei deren Restaurierung und Konservierung mit einem Zuschuss von 30.000 Euro.

„Das zeitweilig als Gasthaus betriebene Anwesen ist Beispiel eines mittleren landwirtschaftlichen Anwesens aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und als solches von ortsgeschichtlichem Interesse“, erklärt Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Die reizvollen Wandmalereien und Stuckarbeiten sind von erstaunlich guter Qualität und stellen wertvolle Dokumente bürgerlicher Dekorationsideale des beginnenden 20. Jahrhunderts dar.“

Ein Gasthaus „Zum Löwen“ ist an dieser Stelle seit 1711 belegt. Im Jahr 1854 wurde das Gebäude neu errichtet, wie die Inschrift im Türsturz belegt. Auf der Hofseite kam später in rechtem Winkel ein Anbau hinzu, dessen Außengestaltung mit Zierfachwerk und Bachsteinausfachungen für die Zeit um 1900 typisch ist. In beiden Gebäudeteilen finden sich im Obergeschoss die teilweise aufwändig gestalteten Wand- und Deckenmalereien. Offenkundig wurden die Räume als Tanz­saal und als Bühne für Theateraufführungen genutzt – zumindest bis 1970, solange die Wirtschaft fortgeführt wurde.

Die Malereien sind in Farbe ausgeführt und zeigen sowohl Landschaften und Burgansichten als auch Herrscherporträts. Daneben sind auch Verzierungen aus Stuck und Stoff erhalten. Sie sollen gemeinsam gesichert und restauriert werden. In der Folge soll auch die bislang geplante Nutzung überdacht werden: Die restaurierten Räume sollen für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 18 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: K. Mayer, Hirschberg-Großsachsen