Stuttgart/Tannheim – Das Bauernhaus „St. Medardus“ an der Hauptstraße von Tannheim entstand um das Jahr 1660 und wurde seitdem mehrfach umgebaut. Seit Generationen in Familienbesitz, soll es nun moderat saniert werden und künftig zwei Wohnungen Platz bieten. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die private Eigentümerin dabei mit einem Zuschuss von 100.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Das Anwesen ist für die landwirtschaftlich geprägte Baugeschichte Tannheims von Bedeutung“, betont Erich Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags vor Ort. „Es dokumentiert eindrücklich die bäuerlichen Wohn- und Arbeitsverhältnisse sowie die lokale Wirtschaftsstruktur von der Frühen Neuzeit bis heute.“
Etwa alle 100 Jahre erfuhr der stattliche Hof im Zentrum Tannheims größere Um- und Ausbauten. Zuletzt entstand um 1900 herum in der nordöstlichen Stubenkammer ein Ladengeschäft, dessen zweiflügelige Eingangstür samt Klingel und Klappläden noch ebenso erhalten ist wie zahlreiche ältere Ausstattungsmerkmale im restlichen Gebäude. So ist im Wohnteil und Ausgeding etwa der historische Fensterbestand vollständig überliefert – „das hat wahren Seltenheitswert“, unterstreicht Fürst Erich. Schmuckstück ist auch die Stube im Erdgeschoss mit einer Vielzahl an gut erhaltener beweglicher und fester historischer Ausstattung.
Saniert werden nun nicht nur die Fenster – die teilweise innen eine zweite Scheibe bekommen –, auch die noch aus der Bauzeit stammende Bretterbalkendecke der Stube und die seltene Dachstuhlkonstruktion bleiben erhalten. Die Wohnungen sollen behutsam an modernere Standards angepasst werden und insbesondere zeitgemäße Installationen erhalten.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg seit nunmehr 40 Jahren insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 11 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie weit über 1.700 Vorhaben mit annähernd 70 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Andrea Kuch