Stuttgart/Pforzheim – Verfärbte und teils gesprungene Glaselemente beeinträchtigten den Blick auf den ersten Nachkriegs-Museumsneubau in Deutschland. Nun präsentiert sich die Fassade wieder so, wie sie vom Stuttgarter Architekten Manfred Lehmbruck gestaltet wurde. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernennt das Reuchlinhaus in Pforzheim zum Denkmal des Monats November.
Die vier quaderförmigen Baukörper im Pforzheimer Stadtgarten, die durch eine zentrale Eingangs- und Treppenhalle verbunden sind, fanden nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1961 internationale Beachtung. Das Reuchlinhaus in Pforzheim galt als Prototyp eines multifunktionalen kommunalen Kulturzentrums. Heute ist der Gebäudekomplex nach mehreren Umbauten und Instandsetzungen Heimat des Schmuckmuseums.
Besonders markant ist die Fassadengestaltung mit zahlreichen Glaselementen. Die ursprüngliche Verglasung wurde in den 1980er-Jahren durch Verbundglasscheiben ersetzt. Allerdings erwies sich das Harz zwischen den Scheiben als nicht UV-beständig, was im Laufe der Jahre zu starken optischen und funktionellen Beeinträchtigungen führte.
Nach der neuerlichen Sanierung mit aufwändig hergestelltem Verbundglas ist ein Zustand wieder hergestellt, der dem Original nahekommt. „Ich freue mich sehr, dass die Denkmalstiftung Baden-Württemberg die besondere Bedeutung unseres Reuchlinhauses erkannt und durch ihre großzügige Unterstützung gewürdigt hat“, sagte Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch bei der Überreichung des Zuwendungsvertrags im vergangenen Dezember.
Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat die Fassaden-Instandsetzung des Reuchlinhauses Pforzheim mit einem Zuschuss von 35.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale unterstützt.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 46 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit weit über 69 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Dr. Daniel Schulz, Karlsruhe