Stuttgart/Ettlingen – Ein anlässlich der Landesgartenschau 1988 errichtetes und öffentlich zugängliches Kunstobjekt von Hans Peter Reuter musste wegen baulicher Mängel gesperrt werden. Herabfallende Fliesen und bröckelnder Beton machten die Majolika-Terrasse am Horbachsee in Ettlingen zum Sanierungsfall. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Stadt bei der Instandsetzung mit 50.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.

Der Horbachpark bildete den Schwerpunkt künstlerischer Installationen zur Landesgartenschau, die 1988 von der Stadt Ettlingen ausgerichtet wurde. Das Herzstück des Parks wiederum ist der seinerzeit neu angelegte Horbachsee. An seinem Ufer und im See selbst entstanden zahlreiche Kunstinstallationen anlässlich der Landesgartenschau. Sie zeigen im Wechsel zwischen verspielter Postmoderne und einer reduzierten, geradlinigeren Formensprache verschiedene Strömungen der zeitgenössischen Gartenkunst auf.

Ein herausragendes künstlerisches Element im Park ist das sogenannte Wassertor, das von Hans Peter Reuter gestaltet wurde. Für den Anfang dieses Jahres verstorbenen Künstler waren blaue Kacheln und Fliesen das zentrale Motiv seiner Arbeiten. Und so hatte er auch für das Wassertor, eine Art auf den See hinausweisende Terrasse mit integriertem Wasserspiel, in vielerlei abgestuften Blautönen gehaltene Keramikfliesen einer Majolika-Manufaktur gewählt.

Wegen seines Standorts unmittelbar am und teilweise im Wasser ist die Unterhaltung der begehbaren Dauerinstallation allerdings schwierig und aufwändig. Abfallende Fliesen, die bereits nicht mehr aus der Ursprungszeit stammen, und Schäden an der darunterliegenden Betonkonstruktion machten eine Sperrung unumgänglich. Die Stadt Ettlingen hat sich nun zu einer umfassenden Sanierung und statischen Ertüchtigung entschlossen, die mit einem erheblichen finanziellen Aufwand einhergeht. Ein unweit an der Uferpromenade vorhandenes weiteres skulpturales Objekt von Reuter wurde vor wenigen Jahren ebenfalls entsprechend des ursprünglichen künstlerischen Konzepts wiederhergestellt.

„Da es sich bei den Arbeiten am Wassertor überwiegend um eine Erneuerung handelt, entspricht die Maßnahme eigentlich nicht den klassischen Kriterien der Denkmalförderung“, erläutert Dipl.-Ing. Wolfgang Riehle, Vorstandsmitglied der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags vor Ort. Die innovative Verwendung von Majolikafliesen mit ihrer ungewohnten optischen und plastischen Erscheinung, eingebettet in ein auch kunsthistorisch bedeutsames Gesamtkonzept, überwiege aber in diesem Fall. „Für die Wirkung des Kunstwerks und seine Aussagekraft kommt es vor allem auf die Materialität und das Farbspektrum an“, so Wolfgang Riehle weiter. „Deshalb freuen wir uns, dass wir die Wiederherstellung der Installation finanziell unterstützen und einen Beitrag dazu leisten können, dass auch dieser Teil des rege genutzten Parks wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.“

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 46 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit weit über 69 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: Wolfgang Riehle, Reutlingen