Denkmalstiftung Bürgerpreis Altheim

Herausragender Einsatz für den Denkmalschutz: Heimatverein Altheim e. V.

Der Heimatverein Altheim e. V. mit seinen derzeit 170 Mitgliedern hat sich seit seiner Gründung 1985 zum Ziel gesetzt, heimatliche Denkmäler zu erhalten und zu pflegen. In den ersten Jahren hat der Verein – zusammen mit dem Landesdenkmalamt – beispielhaft die Bildstöcke des Walldürner Stadtteils Altheim restauriert. Seit mehr als zehn Jahren steht die Sanierung der 14 Grünkerndarren-Häusern in Altheim im Fokus. Den außergewöhnlich engagierten Mitgliedern des Vereins ist es zu verdanken, dass die Grünkerndarren in Altheim vor dem Verfall gerettet wurden. Dieses regionaltypische Kulturdenkmal spiegelt ein wichtiges Stück Wirtschaftsgeschichte des Baulandes wider.

Grünkerndarren Walldürn-Altheim

Die Mitglieder des Heimatvereins machen in ihrem Grünkerndarren-Museum für Schulen und Besucher anschaulich, wie im Bauland früher Landwirtschaft betrieben wurde. Die Region war zeitweise die einzige weltweit, in der Grünkern produziert wurde. Altheim hat sich sogar den Ruf einer „Metropole des Grünkerns“ erworben. Im 19. Jahrhundert war die Region von Armut und Elend geprägt. Erst durch den Grünkern, der selbst auf den kargen Böden des Baulandes gedeiht, wurden die Lebensverhältnisse verbessert. Die Blütezeit erlebte die Grünkernherstellung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Damals versorgte das Bauland den weltweiten Markt und exportierte das Getreide selbst bis in die USA. Der halbreif geerntete Dinkel wurde noch bis in die 1960-er Jahre hinein in den Darren getrocknet. Erst in den 1970-er Jahren wurden sie durch Großtrocknungsanlagen ersetzt. Die 14 Darren in Altheim, die einzelnen Bauern gehörten, begannen zu zerfallen. Um die Darrenhäuser zu renovieren, hat der Verein von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg insgesamt 16.000 Euro erhalten.

Die hier am Ortsrand von Altheim aneinander gereihten Grünkerndarren weisen auf den einstmals bedeutendsten Landwirtschaftszweig des Baulandes hin: Dinkelbau zwecks Herstellung von Grünkern. Nur im Bauland, dem “Getreidebauland” zwischen Odenwald, Jagst und Tauber, war und ist die Produktion von Grünkern ein landwirtschaftlicher Erwerbszweig von größerer Bedeutung.

Diese Landschaft ist die Heimat des Grünkerns.

In Altheim selbst wurden im Jahre 1900 auf 70 ha die 1050 dz Dinkel angebaut: 1983 auf 35 ha infolge verbesserter Anbaumethoden immer noch 770 dz und im Jahre 2005 auf 200 ha über 4.000 dz.

Die feldscheunenartigen Grünkerndarren – die in Altheim noch stehenden Darren stammen aus der Zeit zwischen 1870-1930 – baute man meist am Ortsrand, da im Dorf selbst infolge der dichten Bebauung und des offenen Feuers Brandgefahr bestand.

In Altheim sind die Darren oft zweistöckig und an den Hang gebaut. Das Hanggeschoss ist aus Bruchstein gemauert, darüber befindet sich, vom Hang aus ebenerdig zugänglich, die Darrbühne, auf der die Dörrung vorgenommen wurde. Die Wände bestehen aus Brettern oder sind mittels der alten Technik des Flechtfachwerks gefertigt. Befeuert wird vom Fuß des Hanggeschosses aus.

Auch Zweifach- und Dreifachdarren sind anzutreffen; mit solchen Konstruktionen war man in der Lage, möglichst viel Dörrgut auf einmal zu trocknen. Hierauf war man angewiesen, da nur bei sofortigem Dörren nach der Ernte gewährleistet war, dass der halbreife Dinkel nicht vergor.

Der Dörrvorgang ging gut vor sich: zunächst breitete man die Dinkelähren auf der gelöcherten Blechwanne der Darrbühne aus. Wärme und Rauch zogen von der Feuerstelle aus durch den Rauchkanal unter der Dörrwanne und sodann in das Darrgut.

Um den Dinkel gleichmäßig zu räuchern, musste er ständig mit einer Schaufel gewendet werden – eine schweißtreibende Arbeit unter beißendem Qualm.

Erst nach dem Dörren wurden die Körner mit dem Flegel aus den Ähren gedroschen. Auch der Spelz – das feine Häutchen, welches das Dinkelkorn umgibt – war noch zu entfernen; die umliegenden Mühlen besaßen hierfür besondere Mahlgänge, die “Gergänge”. Die Hardheimer “Steinmühle” z.B. hat diesen Gerbgang noch heute. Das durch den Gerbgang gelaufene und noch mit einer Windfege (Putzmühle) zu reinigende Korn ist im Endprodukt der Grünkern, dessen olivgrüne Farbe Namen gebend ist.