Stuttgart/Überlingen – Türme, Tore, ein imposanter Graben und viel Mauerwerk bilden zusammen die noch weitgehend erhaltene mittelalterliche Stadtbefestigung Überlingens. Doch auch die stabilste Wehranlage kann nach Jahrhunderten stellenweise schwach werden. So ist es in Überlingen geschehen, als im Jahr 2021 ein Teil des inneren Stadtbefestigungsringes ins Rutschen geriet und Steine auf einen darunter vorbeiführenden und viel frequentierten Fußweg stürzten.

Die Stützmauer zu einem darüberliegenden Grundstück nahe des Franziskanertors an der Aufkircher Straße zeigte bei der anschließenden Begutachtung erhebliche Schäden. Um das Mauerwerk zu sichern und gar einen drohenden Einsturz abzuwenden, war eine umfangreiche Entfernung des dahinterliegenden Erdreiches mit anschließender Hintermauerung notwendig. Die ebenfalls stark geschädigte Mauerkrone musste zurückgebaut und nach den Vorgaben des Landesamts für Denkmalschutz wiederhergestellt werden.

Die Kosten hierfür waren erheblich und größtenteils von den privaten Grundstückseigentümern aufzubringen. In dem steilen Gelände mussten die meisten Arbeiten per Hand ausgeführt werden. Abzufahrendes Material wurde über eine lange Röhre in einen Container weit unterhalb im Stadtgraben verbracht. Auch für den Neuaufbau der Mauer mit Rorschacher Sandstein fehlte es an Lagerplatz, so dass die Steine stets nur in kleinen Chargen angeliefert und eingebaut werden konnten.

Die inzwischen abgeschlossene Sanierung der Stützmauer dient nicht nur dem langfristigen Erhalt dieses Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung. Sie lag auch im besonderen öffentlichen Interesse, damit die von vielen Bürgerinnen und Bürgern beklagte Sperrung des unterhalb gelegenen Fußwegs wieder aufgehoben werden konnte. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützte die die Arbeiten an der historischen Überlinger Stadtmauer mit einem Zuschuss von 29.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg seit nunmehr 40 Jahren insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 20 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie weit über 1.700 Vorhaben mit rund 71 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

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