Stuttgart/Tettnang – Als Gasthaus „zum Adler“ wurde es einst von Reisenden frequentiert, jetzt wird das historische Gebäude in Tettnang-Rudenweiler generalsaniert. Danach könnte die Gaststube wieder öffentlich zur Verfügung stehen: Der neue Eigentümer plant einen Gastbetrieb zumindest an besonderen Feiertagen. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Sanierung mit einem Zuschuss in Höhe von 35.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.
„Was hier früher nur notdürftig repariert oder gar zerstört worden ist, wird jetzt fachmännisch instandgesetzt“, lobt Erich Fürst von Waldburg-Zeil, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Denkmalstiftung. „Vor allem in die Statik der Balkenkonstruktion ist unsachgemäß eingegriffen worden, sodass zunächst Tragwerk und Statik gesichert werden müssen.“ Danach soll auch die Innenausstattung im historischen Stil restauriert oder wieder hergerichtet werden.
Das stattliche Gebäude mit rechteckigem Grundriss steht komplett auf einem Holzbalkenkeller. An einer Stütze findet sich die Jahreszahl 1786, die als Baujahr gilt. Über eine Freitreppe gelangt man in den langen Flur, der das Erdgeschoss teilt: Links liegen Wohnstube und Küche, rechts die große Gaststube. Die Motive der kunstvoll verzierten Stuckdecke zeugen davon, dass hier zeitweise auch zu Gericht gesessen wurde. Neben historischen Türen, Treppen und Böden sind auch hölzerne Schiebefenster und eine aufwendig gestaltete Haustür mit Segmentbogen erhalten.
„Hier wurde allerdings nicht nur eine Gastwirtschaft betrieben, sondern auch Landwirtschaft“, unterstreicht Erich Fürst von Waldburg-Zeil. So war das Gast- und Wohnhaus zugleich das Hauptgebäude einer typischen südoberschwäbischen Hofanlage. „Sowohl der Haustyp als auch seine Gestaltung sind besonders erhaltenswert und werden nach der Restaurierung in neuem Glanz erstrahlen.“
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 39 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr unterstützt, weitere stehen noch an. Seit ihrer Gründung 1985 hat sie weit über 1.500 Vorhaben gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen.
Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Seit 50 Jahren fließen diese Gelder in Projekte, von denen die Allgemeinheit profitiert. Für die Denkmalstiftung Baden-Württemberg beliefen sich diese 2019 auf eine knappe Million Euro. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg trotz dieser Unterstützung mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: B. Siegelin, Herdwangen