Stuttgart/Meersburg – Ein Frühjahrsputz brachte die Überraschung an den Tag: Als die Wände einer Gartenhütte am Meersburger Hochufer nach dem Aufräumen abgespritzt wurden, zeigte sich auf den Brettern eine farbig gemalte Landschaft. Untersuchungen weisen auf eine Barockmalerei aus dem späteren 18. Jahrhundert hin. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt deren Restaurierung mit einem Zuschuss von 12.500 Euro.
„Ein absoluter Glücks- und Zufallsfund hat eine kleine Sensation ergeben“, freut sich Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „In einer unscheinbaren Gartenhütte, die bereits über 200 Jahre besteht, hat ein hochklassiger Barockmaler ganz unerwartete Kunstwerke geschaffen.“ Die Geschichte berge allerdings noch einige Geheimnisse, so Köhler weiter: „Wer der Künstler war, ist ebenso unklar wie der ziemlich einmalige Umstand, wieso jemand solch kunstvolle Malereien in ein einfaches Meersburger Gartenhäuschen malte.“
In trockenem Zustand liegen die gemalten Szenen unter einem Grauschleier fast vollständig verborgen. In der Familie, die das Grundstück seit Generationen besitzt, war ihre Existenz unbekannt. Eingehende Untersuchungen konnten belegen, dass die Farbe tatsächlich vor Ort aufgetragen wurde und dass wohl einst der gesamte Innenraum der Holzhütte mit Satteldach bemalt war. Vorder- und Rückwand sind allerdings in der Vergangenheit schon einmal austauscht worden. Malereien sind noch an den Seitenwänden, den Eckpfosten, der Rahmenkonstruktion sowie einem Querbrett an der Decke erhalten.
Die Darstellungen, deren Farbpigmente auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts verweisen, lassen idyllische ländliche Szenen erkennen, Hirten und Schäfer mit weidendem Vieh in einer idealisierten Landschaft, dazu ein Dorf, einen Mönch, ein Liebespaar und einen Einsiedler. Um die Malereien zu sichern, müssen sowohl die Farben konserviert als auch das Häuschen renoviert und abgedichtet werden.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 33 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Kira Scheuermann, Tübingen