Stuttgart/Ehingen – Fast vier Jahre lang war Ehingens Stadtpfarrkirche St. Blasius eine Baustelle. In mehreren Abschnitten wurde das barocke Schmuckstück instandgesetzt. Seit der Wiedereröffnung im Oktober 2022 haben Ehingens Katholiken ihre größte Kirche zurück. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernennt St. Blasius nun zum Denkmal der Monate August und September.
Begonnen hatte alles kurz vor Weihnachten 2018, als sich Teile des Deckenputzes lösten und am Boden des – damals besucherleeren – Kirchenschiffs zerschellten. Durch die sofortige Sperrung musste die katholische Kirchengemeinde von heute auf morgen auf Alternativen ausweichen. In Pandemiezeiten wurde das große Gotteshaus besonders schmerzlich vermisst: Hier wäre Abstandhalten leichter gewesen.
Stattdessen füllten jahrelang die Gerüste der Restauratoren den Innenraum. Zuerst galt es, die Stuckdecken instandzusetzen sowie die Deckengemälde zu reparieren und zu restaurieren. Sie stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, als das ursprünglich spätgotische Kirchenschiff im Stil des Barock umgestaltet wurde. Der Kirchenbau selbst reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück und wurde vielfach umgebaut, beschädigt und immer wieder erneuert.
Im nächsten Schritt kam die sowohl künstlerisch wie stadtgeschichtlich wertvolle Innenausstattung an die Reihe. Als eine der größten und am reichhaltigsten ausgestatten Barockkirchen Oberschwabens vereint St. Blasius zahlreiche Schmuckstücke unterschiedlichster Stilepochen. Mehr als dreißig separate Ausstattungsgegenstände wurden restauriert – komplexe Altäre aus dem frühen 17. Jahrhundert ebenso wie Figuren aus Holz und Leinwandgemälde unterschiedlichster Größen.
Zuletzt wurden sämtliche Innenwände gereinigt und instandgesetzt sowie die Seitenkapellen mitsamt ihrer Deckenfresken überarbeitet. Für die Kirchengemeinde stellte die Renovierung ihrer Hauptkirche eine logistische und finanzielle Mammutaufgabe dar. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat die drei Sanierungsabschnitte mit insgesamt 190.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale gefördert.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 35 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie annähernd 1.700 Vorhaben mit mehr als 66 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: P. Hecht, Ehingen