Stuttgart/Bad Wildbad – Als bevorzugtes Kurbad des württembergischen Königshauses erhielt Bad Wildbad nicht nur früh einen Anschluss ans Eisenbahnnetz, sondern auch ein entsprechend repräsentatives Bahnhofsgebäude. Nach dem dreiflügeligen Hauptbau mit seinen hohen Rundbögen soll nun auch das Nebengebäude, das einstige Waschhaus, umfassend instandgesetzt und neu genutzt werden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die Arbeiten mit einem Zuschuss von 60.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale.

„Die Bahnlinie von Pforzheim durchs Enztal bis Wildbad steigerte den Komfort gegenüber den beschwerlichen Kutschfahrten ungemein“, erinnert Roland Bürkle, Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. „Die Arbeiten an der ältesten Bahnstrecke im Nordschwarzwald begannen 1865, und für ein kurzes Teilstück über badisches Gebiet wurde extra ein Staatsvertrag geschlossen.“

Zwischen 1868 und 1870 wurde das prunkvolle Bahnhofsgebäude an der Endstation in Wildbad errichtet. „Es ist schon als ‚elegantester Bahnhof Württembergs‘ bezeichnet worden“, berichtet Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. Als Nebengebäude entstand dabei das sogenannte Waschhaus. Es steht gemeinsam mit dem Hauptgebäude als Sachgesamtheit unter Denkmalschutz, ist bislang allerdings – anders als der Bahnhof – noch nicht restauriert.

Das Gebäude ist im Chalet-Stil erbaut, dem vorherrschenden Baustil bei den Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen. Für die neue Nutzung soll das Waschhaus komplett saniert werden. Die erheblichen Schäden durch Witterung und Leerstand sollen behoben sowie Fenster, Türen und Innentreppen schreinermäßig instand gesetzt werden. Im Erdgeschoss soll künftig neben einem Büro auch Gastronomie mit Ausschank für den geplanten Biergarten Platz finden. Im Dachgeschoss kommen zwei Appartements unter.

„Neues Leben in den alten Gemäuern wird den gesamten Bereich im Herzen Wildbads attraktiver machen“, betont Vorstandsvorsitzender Bürkle. Geschäftsführer Köhler ergänzt: „Indem das Kulturdenkmal auf moderne Weise genutzt wird, lebt das Gebäude fort, und seine Geschichte wird mit neuen Geschichten fortgeschrieben.“

Denkmalstiftung Baden-Württemberg

Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 33 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.

Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.

Foto: Lucas Sperr, Stuttgart