Stuttgart/Zell am Harmersbach – Porzellan wird in ihm nicht mehr gebrannt werden. Stattdessen beginnt der historische Rundofen in Zell am Harmersbach ein neues Leben als Veranstaltungsort und Zentrum eines industriegeschichtlichen Museumsgeländes. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wird das renovierte und neu eingehauste Industriedenkmal am 14. Mai öffentlich vorgestellt. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernennt den Zeller Rundofen zum Denkmal des Monats Mai.
Mit 16 Metern Höhe und einem Durchmesser von rund 10 Metern ist der Rundofen von Zell vermutlich der größte noch erhaltene historische Porzellanbrennofen in ganz Deutschland. Auf drei Stockwerken wurde darin einst in mehreren Brandkammern mit unterschiedlichen Temperaturen das Zeller Porzellan gebrannt. Als der aus Backstein gemauerte, von einem vierstöckigen Backsteinbau umgebene Ofen 1942 nach genau 100 Jahren Nutzungszeit stillgelegt wurde, endete damit auch die Porzellanproduktion in Zell. Seither ist die Zeller Keramikherstellung, deren Tradition bis ins Jahr 1794 zurückreicht, wieder auf Steingutwaren spezialisiert.
Für die denkmalgerechte Renovierung ist der Ofen selbst in erster Linie oberflächlich instandgesetzt worden. Von der Gebäudehülle blieben die Backsteinwände erhalten. Das Umfassungsgebäude wurde allerdings um einen Erschließungstrakt mit Funktionsräumen erweitert, außerdem wurden neue Geschossdecken eingezogen und ein komplett neues Satteldach errichtet. Auch aus diesem ragt weiterhin der Schornstein des Rundofens empor.
Rauch wird daraus allerdings nicht mehr emporsteigen. Das gesamte Ensemble der früheren Keramikproduktion soll künftig kulturell und gastronomisch genutzt werden. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg hat die Sanierung des Zeller Rundofens mit 50.000 Euro aus Mitteln der Lotterie GlücksSpirale gefördert.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 27 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts im vergangenen Jahr unterstützt.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.600 Vorhaben mit annähernd 64 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Stadtmarketing, Stadt Zell am Harmersbach