Albert von Bok (1825–1914)

Albert von BokkBok wurde in Bopfingen geboren und besuchte 1839 bis 1844 die polytechnische Schule in Stuttgart. Die Mittel dafür erwarb er sich durch Privatstunden. Zur Reise in den Heimatort brauchte er während der Studienzeit mit seinem Einspänner über Aalen, Schwäbisch Gmünd, Schorndorf und Cannstatt anderthalb Tage.

1848 absolvierte er sein zweites Examen. 1844 bis 1846 hatte er sich an den Protesten zur Umfunktionierung des Alten Lusthauses am Rand des Stuttgarter Schlossgartens engagiert. Ihm war es dabei wesentlich um den Erhalt des hölzernen Dachstuhls gegangen. 1847, gerade 22, war er schon Bauführer für Stuttgarts Alte Münze.

Darauf wurde er mit den großen Um- und Neubauten für die Verlegung des Staatlichen Gestüts von Stuttgart auf die Schwäbische Alb betraut, darunter Marbach. Eine Riesenarbeit, die ihm bereits 1850 die Ernennung zum „Königlichen Baudirektor“ und später das Verdienstadelsprädikat „von“ einbrachte.

Die „Deutsche Bauzeitung“ aus dem Jahr 1890 rühmte Boks „hervorragende Begabung für die Aufgabe, mit außerordentlich geringen Mitteln dauerhaft, schön und zweckmäßig zu bauen“. So vertraute man ihm auch die Umwandlung von Gebäuden, meist Klöstern, in „Staatsirrenanstalten“ an, namentlich in Winnenden, Zwiefalten, Rottenmünster oder Weißenau. Eine exemplarische Lösung gelang ihm bei Stuttgarts Alter Staatsgalerie durch die Auflösung kleinerer Räume in große Ausstellungssäle und den Einbau eines Oberlichts. Vorbilder hierfür waren das Dresdener Museum und die Alte Pinakothek in München.

Boks Hauptwerk aber bleibt die Tübinger Universitäts-Nervenklinik von 1892, mit einer Neo-Renaissance-Schaufassade als Gegenüber zu Schloß Hohentübingen konzipiert und der Stadt im Tal zugewandt. Bei der Fassade mischt Bok Sandstein und Backstein, die Dachdeckung zeigte eine reizvolle Kombination aus roten Biberschwänzen mit bunt glasierten Ziegeln in Rautenformation. Dazu kommt Fassadenschmuck ganz im Sinne des Späthistorismus: Eule, Aeskulapstab und Hahn etwa, Sinnbilder für Weisheit, Medizin und Wissenschaft. In einer Bewertung von 1980 heißt es: „Typologisch, städtebaulich und künstlerisch ein bedeutender Bau des späten 19. Jahrhunderts, ein Baudenkmal von besonderer Relevanz.“

(Denkmalstimme_3_2021)

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