Friedrich Abel (1852–1926)
Friedrich Abel wurde 1852 in Offenburg geboren. Er heiratete die drei Jahre jüngere Anna Schindler und lebte mit ihr längere Zeit in Paris, wo 1882 ihr Sohn Adolf zur Welt kam. 1892 kehrte die Familie nach Offenburg zurück, und Friedrich Abel machte als Baumeister Karriere. (Sein Sohn sollte ihn jedoch überflügeln: Nach seinem Studium arbeitete er kurze Zeit im Büro seines Vaters, wurde Assistent von Paul Bonatz und 1925 Stadtbaudirektor in Köln. 1930 erhielt er eine Professur für Baukunst und Städtebau in München.) Nach der Rückkehr aus Frankreich übernahm Friedrich Abel zunächst kleinere Aufträge wie den Umbau der 1869 erbauten Mädchenschule. Um 1900 baute er ein Wohnhaus in der Weingartenstraße 6.
Mit der 1900 errichteten Turbinenstation Reichenbach setzte Friedrich Abel ein Signal für den Fortschritt. In ein traditionelles Fachwerkgebäude verpackte er ein hochmodernes Wasserkraftwerk, dessen Turbinen die Pappenfabrik Köhler sowie die Stadt Gengenbach mit Strom versorgten. Das Industriegebäude wurde luxuriös ausgestattet: Der Aufenthaltsraum im Obergeschoss verfügte über Stuckfries, Eichenparkett, Erker und Loggia, was dem Fachwerkgebäude, das auf einer Halbinsel zwischen zwei Bächen stand, den Charme eines Wasserschlösschens einbrachte. Ein im Zweiten Weltkrieg zerstörter Turm, der dem Kraftwerk bis heute den Namen „Tower“ eintrug, beherbergte eine riesige Glühlampe, die weithin leuchtete, wenn das Kraftwerk Strom lieferte. Zeitgenossen sahen in diesem ersten Wasserkraftwerk des Großherzogtums Baden die Kathedrale einer neuen Epoche.
1905 begab sich der Vorschussverein Offenburg, die heutige Volksbank, auf die Suche nach einem Architekten für ein neues Bankgebäude. Man stellte hohe Anforderungen: Die neue Bank hatte ebenso repräsentativ wie modern und funktional zu sein, die Bausumme sollte aber den Betrag von 120 000 Mark nicht das nicht einmal besondere Gnade bei der Jury fand: Der Grundriss sei zu weiträumig und damit kostspielig, die Fassadengestaltung gleichzeitig zu anspruchsvoll und zu „conventionell“. Trotzdem bekam Abel den Zuschlag und damit die komplette Bauleitung – mit der Maßgabe, das Gebäude innerhalb eines Jahres bezugsfertig zu bauen.
Abel schaffte dies, und die Offenburger Zeitung fand Abels Werk äußerst vorteilhaft und hielt die vormals so geschmähte Fassade für eine Zierde Offenburgs. 1908 übernahm Friedrich Abel den nächsten großen öffentlichen Auftrag und baute eine Verbindungstreppe zwischen dem Zwingerpark unterhalb der Stadtmauer und der Offenburger Innenstadt. Heute zählt der 1899 angelegte Zwingerpark mit seinen Teichen, Wasservögeln und dem beeindruckenden Baumbestand zu den schönsten Parkanlagen Badens. Friedrich Abel ist 1926 in Offenburg gestorben. (bach)