Reinhard Ferdinand Heinrich Fischer (1746–1813)
Er war Schüler Philippe de la Guêpières und soll manchen Darstellungen zufolge ein unehelicher Sohn seines später nahezu ausschließlichen Auftraggebers, Herzog Carl Eugens von Württemberg, gewesen sein. Fischer arbeitet fast nur in Stuttgart und wirkt stilistisch an der Grenze zwischen Barock und Frühklassizismus. Der mögliche „Erzeuger“ benutzte ihn schonungslos als architektonischen Hofdiener für sein Hohenheim-Vorhaben, jenen frühromantischen Architektur- und Landschaftsgarten, den Fischer von 1772 um das von ihm erbaute Schloss geschart hat.
Viel Römisches steckt darin mit Säulenruinen und Sibyllentempel, aber auch Schweizerhaus, Wasserfall, Köhlerhütte, Felsenlandschaften, Pfarrhäusle, amerikanischer Park und Eremitenhaus. Goethe, 1797 auf seiner Schweizer-Reise en passant in Hohenheim, entsetzt: „Der … ganze Garten ist mit kleinen und größeren Gebäuden übersät … Das Schloss … gewährt den gleichgültigsten Anblick von der Welt … Der Hauptsaal … ist ein Beispiel einer bis zum Unsinn ungeschickten Architektur.“ Selten wurde das Hauptwerk eines Architekten derart gnadenlos abgekanzelt. Der württembergische Kunsttheoretiker Bertold Pfeiffer gibt sich 1906 dann etwas milder: „(Fischer) war ein gewandter Arbeiter von rascher Erfindungsgabe und wurde als solcher leider von Herzog Carl zu früh und zu stark ausgenützt, um zur Meisterschaft in höherem Sinne durchzudringen.“
Ein großes Werk war ihm nicht mehr vergönnt: Von 1775 an baut er die „Untere Kaserne“ zur nachmalig durch Schiller so berühmt-berüchtigten Hohen Carlsschule um, an welcher Fischer im selben Jahr auch Professor der Zivilbaukunst wurde. Gegen 1780 gelingt ihm am Rande Birkachs, in Sichtweite zu Hohenheim, eine der schönsten frühklassizistischen Dorfkirchen des protestantischen Württemberg, die der katholische Herzog Carl Eugen dort für seine evangelische Lebensgefährtin Franziska erbauen ließ.
(Denkmalstimme 3_2013)