Heinrich Hübsch (1795-1863)
Ingeniöser Romantiker
Heinrich Hübsch (1795-1863) gilt als wichtigster Schüler des großen Karlsruher Klassizisten Friedrich Weinbrenner (1766-1826) und war in Baden gewiss auch sein fleißigster.
Hübschs Schaffen begann so recht erst mit der Kritik an der „antiken Architektur” des Lehrers. Wo sich Weinbrenner akribisch mit dem vorchristlichen Rom auseinandersetzte, wandte Hübsch sich auf seinen zahlreichen ltalienreisen der Baukunst des frühen Christentums zu. War der Lehrer einer der bedeutendsten klassizistischen Baumeister Deutschlands, war der Schüler einer der wichtigsten romantischen. Beide haben sie die Architektur des badischen Großherzogtums im 19. Jahrhundert wesentlich geprägt, insbesondere die Karlsruhes und Baden-Badens.
Hübsch stand der „neudeutsch-religiöspatriotischen” Kunstrichtung nahe, die unter der eher ironischen Bezeichnung „Nazarener” bekannt wurde. Von daher erblickte er im Kirchenbau die „höchste Aufgabe des Architekten”. Das Spannende an Hübsch, der einer wohlhabenden Weinheimer Familie entstammte, war indes, dass er diese emotional-romantische nazarenische mit einer progressiv-rationalistischen Komponente in Einklang brachte – er gilt als ingeniöser Techniker. Sein Credo war deshalb die Verbindung oder besser, die Verbündung des Konstruktiven mit dem Ästhetischen.
Hübschs Erkennungsmerkmal ist sein “Rundbogenstil”, eindrucksvoll nachzuvollziehen an der Baden-Badener Trinkhalle (1839-1842), zusammen mit der Karlsruher Orangerie (1853-1857) wohl seine populärste Arbeit. Doch ist unser Architekt seiner religiösen Grundüberzeugung bis zuletzt treu geblieben – er war vor allem Kirchenbauer. Von Baden-Oos bis Ziegelhausen hat er etwa 40 badische Gotteshäuser gebaut, mitgeplant, ergänzt oder umgestaltet. Seine monumentalste, aber auch umstrittenste Arbeit, schuf er jenseits der badischen Landesgrenze; es war die Umgestaltung des Speyrer Doms.