Stuttgart/Biberach – Das vermutlich kleinste Haus der Biberacher Altstadt soll wiederbelebt und neu bewohnt werden. Das Gebäude in der Gerbergasse 4 stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehörte ursprünglich wohl zu einem benachbarten größeren Gerberhaus dazu. Zuletzt stand es mehrere Jahre leer. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützt die privaten Eigentümer bei dessen Instandsetzung mit einem Zuschuss von 60.000 Euro.
„Es ist ein Glücksfall, dass sich ein junges Paar dieses Hauses annimmt“, betont Erich Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, bei der Übergabe des Zuwendungsvertrags vor Ort. „Im Biberacher Gerberviertel ist das Haus ein charakteristisches Nebengebäude. Seine denkmalgerechte Instandsetzung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Anschaulichkeit der Bau- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt.“
Das kleine Wohnhaus steht an städtebaulich markanter Stelle im ehemaligen Gerberviertel, das regelmäßig von Touristen besichtigt wird. Das malerische Viertel ist beliebtes Motiv in Bildbänden und Kalendern, auch die Stadtführungen machen hier Station.
Das dreistöckige Gebäude mit Satteldach ist nur 3,30 Meter breit und steht mit dem schmalen Giebel zur Straße. Während das Erdgeschoss massiv gemauert ist, sind die Obergeschosse mit Fachwerk errichtet und kragen leicht vor. Entlang der Nordseite lassen Spuren auf einen früheren Laubengang schließen, der eine Produktionsstätte der benachbarten Gerberwerkstatt nahelegt.
Um ebenso zeitgemäßes wie denkmalgerechtes Wohnen zu ermöglichen, sollen Umbauten aus dem 20. Jahrhundert entfernt und etwa Dielenböden und Balken freigelegt werden. Raumhohe Wandtäfer im ersten Obergeschoss werden restauriert und bleiben erhalten. Neue Installationsleitungen werden ohne Eingriff in die historische Bausubstanz verlegt.
Das Dach dagegen muss komplett erneuert werden. Der alte Dachstuhl soll darunter erhalten und sichtbar bleiben. Obendrauf finden künftig neben der Eindeckung mit Biberschwanzziegeln auch eine Solaranlage Platz.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 18 Projekte hat die Stiftung bürgerlichen Rechts in diesem Jahr bereits unterstützt, weitere Anträge liegen vor.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.700 Vorhaben mit rund 68 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: A. Winter, Stuttgart