Stuttgart/Rheinstetten-Forchheim – Wie denkmalgeschützte Gebäude durch veränderte Nutzung mit neuem Leben erfüllt werden können, verdeutlichen die beiden ehemaligen Tabakschuppen in Rheinstetten-Forchheim besonders anschaulich: Die beiden ehemaligen Wirtschaftsgebäude des früheren Tabakforschungsinstituts, in denen einst Tabakblätter getrocknet wurden, dienen jetzt dem Wohnen und der Gastronomie. Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg ernennt das Ensemble nun zum Denkmal des Monats November.
Der staatlich geförderte Tabakanbau im Rheintal gehört längst der Vergangenheit an. Und in den beiden gleichartigen, parallel stehenden Gebäuden in Forchheim, 1938 erbaut, wird seit Jahrzehnten kein Tabak mehr getrocknet. Zuletzt waren sie im Besitz der Stadt und dienten Lagerzwecken. Neue private Eigentümer haben das Häuser-Duo an der Ecke Kraichgau-/ Rosenstraße jetzt im Einklang mit dem Denkmalschutz umfassend umgestaltet und wiederbelebt.
Während einer der beiden Speicher jetzt bewohnt wird, hat im anderen ein Café mit Weinbar eröffnet. An den Ziegelwänden sind Graffiti ehemaliger Mitarbeiter seit der Entstehungszeit erhalten. Die letzte verbliebene Trocknungskammer – ursprünglich gab es vier pro Gebäude – ist als Separée in die Nutzung miteinbezogen. Auch der Außenbereich ist für Gäste öffentlich zugänglich.
Um die Tabakschuppen zu erhalten, waren umfangreiche Arbeiten notwendig, die bereits an den Fundamenten begannen: Diese waren noch ohne Stahl betoniert worden und mussten zunächst gefestigt werden. Auch die Dächer waren erneuerungsbedürftig. Insgesamt lässt die denkmalgerechte Sanierung den ursprünglichen Charakter der Wirtschaftsgebäude weiterhin zur Geltung kommen und ermöglicht gleichzeitig eine umfassende neuzeitliche Nutzung.
Denkmalstiftung Baden-Württemberg
Nach ihrem Motto „Bürger retten Denkmale“ fördert die Denkmalstiftung Baden-Württemberg insbesondere private Initiativen und gemeinnützige Bürgeraktionen, die sich für den Erhalt von Kulturdenkmalen im Land engagieren. 27 Projekte unterstützt die Stiftung bürgerlichen Rechts bereits in diesem Jahr, zahlreiche weitere werden folgen.
Seit ihrer Gründung 1985 hat sie über 1.600 Vorhaben mit annähernd 64 Millionen Euro gefördert, um Baudenkmale vor dem Verfall zu retten. Zwei Drittel davon waren Anträge von Privaten, Fördervereinen und Bürgerinitiativen. Möglich war dies, weil sie neben den Erträgen aus dem Stiftungskapital auch erhebliche Mittel aus der Lotterie GlücksSpirale erhält. Für die Förderung und die Öffentlichkeitsarbeit zum Denkmalschutz bleibt die Denkmalstiftung Baden-Württemberg aber mehr denn je auf großzügige Spenden angewiesen.
Foto: Nikolay Kazakov, Karlsruhe