Heiliges Grab
Ein szenisches Skulpturenwerk, griechisch „Anastasis“, Grab, dessen Urform auf Kaiser Konstantin zurückgehen soll, der zwischen 326 und 335 in Jerusalem einen Rundbau zur Erinnerung an den Tod Christi errichten ließ. Immer wieder zerstört, wurde er von den Kreuzfahrern wieder und wieder errichtet. Und in Görlitz entstand dann um 1500 auf Veranlassung eines Jerusalempilgers eine kleine, tempelartige Grabkapelle im Freien. Hier im Land gibt es heilige Gräber aus dem Hochmittelalter in der Konstanzer Mauritiuskapelle und im Freiburger Münster. Das ausgeprägteste, dem spätantiken Vorbild am ehesten entsprechende Exemplar findet sich in der Waldshuter Gottesackerkapelle auf dem Friedhof am Stadtrand, wo das heilige Grab, halb so groß, wie die wirklichen Dimensionen, fast den gesamten Chor einnimmt. Der wohlhabende kaiserliche Salzhändler Adam Tröndle hat es 1683 gestiftet. Vorbilder waren Beispiele aus seiner Tiroler Heimat. Kennzeichen solcher Grabkapellen: ein Türmchen als Bekrönung, oft in Form einer auf Säulchen ruhenden Kuppel.
Das eigentliche Motiv dieser Grabnachbildung ist der Leichnam Christi. Ihn findet man etwa in Kapellennischen, auf dem Rücken liegend und einem Tuch über den Lenden, so in der Johanneskapelle (1734) oberhalb Staufens oder auch in der Kapelle im Inneren des Kalvarienbergs als der letzten Kreuzwegstation von Hechingens St. Luzen. Beim heiligen Grab von Altshausen (1763) ist der liegende Leichnam lediglich eine Marginalfigur, denn das zur Passionszeit hier einst gebotene Spektakel galt Auferstehung und Himmelfahrt: Christus wird dabei in den Himmel gezogen, der „marginale“, von zwei Soldaten bewachte Leichnam fällt mittels eines Mechanismus hinter den Sarkophag. Ein Wunderwerk mit seinen 23 hölzernen Bildtafeln und 107 lebensgroßen Figuren, auch denkmalschützerisch: Perfekt restauriert ist es heute in einer eigens gebauten Kapelle neben der Kirche einer staunenden Öffentlichkeit zugänglich (dazu auch Heft 3/2003).
(Denkmalstimme 3_2011)