Lettner

Er war einst die Schranke zwischen dem klerikalen und profanen Teil der Kirche. Der Lettner teilte den Chorbereich der Mönche vom Kirchenschiff , in dem die Laien saßen, und kam mit der hohen Romanik um 1000 auf.

Meist eine reich dekorierte Wand mit arkadengleichen Durchgängen vom Schiff zum Chor, ist der Lettner oben auf der Krone begehbar und hat eine Balustrade. Der Name lässt sich durch die Funktion deuten: Lettner = lectorium (lat.) = Lesepult, das hier in wuchtiger Gestalt als Vorform von Altar und Kanzel erscheint. Vom Lettner wurde auf den Laienraum herabgepredigt.

Und dort oben konnte auch der tonangebende Mönch vorsingen. Um 1000 war der Lettner oft auch Kulisse für Mysterienspiele. Den kleineren Öffnungen vom Chorraum zu den Nebenschiffen war eine eigene Symbolik zugedacht: Links ging es in die Hölle, rechts ins Paradies. Droben auf dem Lettner sangen die Engelschöre. In der Gotik wurde der Lettner auf der Laienseite oft zur Demonstrationswand für virtuose Steinmetzkunst mit all ihren Maßwerkvarianten. Als bühnenartiges Objekt zwischen Chor und Schiff kam der Lettner nach Einführung von Predigtkanzel und Orgelempore aus der Mode.

Bemerkenswert ist, dass diese Kunstbrückenform in etlichen nach der Reformation protestantisch gewordenen Kirchen erhalten geblieben ist, etwa in Esslingens Stadtkirche St. Dionys (unser Bild). Solche Lettner waren wie geschaffen für die evangelische Grundüberzeugung von der Kirche als Verkündigungsort des Wortes; hier hatte es „von oben“ seine eigentliche Wirkungsstätte. Auch dienten die alten Lettner, gerade im „Evangelischen“, vielfach als Orgelemporen.
(Denkmalstimme_4_2017)

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