Joch

Nur wenige Worte haben so viele Bedeutungen wie „Joch“: Sei es ein Flächenmaß, ein Übergang im Gebirge, ein Trage- bzw. Zuggerät für Mensch und Tier oder das uns allen zu Gesicht stehende Jochbein.

Der Begriff aus dem Kirchenbau der Romanik und Gotik bezeichnet ein Rechteck oder Quadrat auf vier Pfeilern oder Säulen an den Ecken. So bildet ein Joch die geometrische Grundstruktur für die Gewölbefelder, vor allem im Haupt-, Seiten- und Querschiff einer Basilika, deren Muster ja fast alle unsere Gotteshäuser des Hoch- und Spätmittelalters folgen. Das Gewölbe in einem Joch wird von der benachbarten Gewölbeeinheit durch den Gurtbogen getrennt, der quer zur Längsachse verläuft.

Das Langhaus einer Basilika besteht aus mehreren Jochen, und oft wird seine Dimension auch mit Jochen, die in Richtung der Längsachse gezählt werden, als Maßeinheit angegeben. Speziell für viele romanische Basiliken, die nach dem so genannten gebundenen System gebaut sind, bieten Joche das ausschließliche Raster, wie es vom Vierungsquadrat vorgegeben wird. Dies Vierungsquadrat ergibt sich an der Kreuzung von Langhaus und Querhaus, im gebundenen System das „Grundjoch“. Eine dreischiffige Basilika besteht so aus Chorjoch, Vierungsjoch („Grundjoch“), zwei Jochen im Querhaus, drei im Langhaus und parallel zum Langhaus noch aus jeweils drei halben Jochen in den beiden Seitenschiffen. Nach diesem Schema besteht etwa eine dreischiffige romanische Basilika aus zehn Jochen mit jeweils derselben Grundfläche.

„Joch“ hat sonst noch einige Bedeutungen in der Baukunst, die einander ähnlich sind. Im Brückenbau ist es der Abstand zwischen zwei Pfeilern, und der Zimmermann nennt ein waagrechtes Holz auf zwei senkrechten Hölzern ebenfalls „Joch“.

(Denkmalstimme 3_2012)

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