Kreuzgang

KreuzgangDieser wesentliche Bestandteil von Klöstern, Stiftsund Domkirchen erhält Form und Funktion bereits um das Jahr 1000, also noch in romanischer Zeit: Arkadengänge umrahmen einen Hof, meist mit einem Brunnen in der Mitte. Gänge und Hof waren als Durchgangs- und Verbindungsorte zwischen den zentralen Klosterbauten – Kirche, Kapitelhaus, Refektorium und Dormitorium – gedacht.

Der Kreuzgang wurde so zum eigentlichen Ort klösterlicher Gemeinschaft. Sein Grundriss war quadratisch oder rechteckig. In der Gotik hat man die Kreuzgänge oft gewölbt, mit Fresken ausgemalt und ihre Arkadenbögen mit Maßwerk bereichert.

Baden-Württemberg ist reich an Klöstern mit Kreuzgängen, am bekanntesten der Kreuzgang im Weltkulturerbe Maulbronn. In seinem frühgotischen, kreuzrippengewölbten Südflügel (1210–1220) veranstalteten die Mönche ihre Abendlesungen. Er ist deshalb als „Leseflügel“ bekannt. Gern sind die Konsolen, aus denen die Gewölberippen herauswachsen, mit Pflanzen- oder Tiermotiven besetzt, etwa im Maulbronner Westflügel oder im Ostflügel der Stiftskirche St. Peter von Bad Wimpfen im Tal. Dort hat es eine kleine Konsolenskulptur durch Nikolaus Lenau zu literarischem Ruhm gebracht: „ … von allen Bildern zierlich, wahr und lebend / ein steinern Vogelnest am Aste schwebend …“ Und den Maulbronner Kreuzgang bedichtet Hermann Hesse in einer Seminarerinnerung: „Verzaubert in der Jugend grünem Tale / Steh ich am moosigen Säulenschaft gelehnt / Und horche, wie in seiner grünen Schale / Der Brunnen klingend die Gewölbe dehnt.“ Gern ließ sich der Ortsadel in den jeweiligen Klosterkreuzgängen der Umgebung bestatten, etwa im Ostflügel von Kloster Jagsthausen, seit dem 13. Jahr- hundert Grablege der Berlichingen. Bekannt vor allem der Grabstein des Götz, der in voller Ritterrüstung vor einem Kruzifix knieend mit zwei gesunden Händen betet. Auch in den für Zisterzienserverhältnisse prachtvoll ausgestatteten Kreuzgang des Klosters Bebenhausen sind viele Grabplatten eingelassen. Wimpfens Kreuzgang wiederum ist gesäumt von stehenden Epitaphen – vom Hochmittelalter bis zum Klassizismus.

(Denkmalstimme_1_2015)

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