Portal und Portikus
Wenn ein Portal ein eigenständiger Gebäudeteil ist, spricht man von einem Portikus. Beides ist also nicht dasselbe, aber beides entstand in der Tempelarchitektur in der Antike. Ein Portal ist ein repräsentativer, durch architektonische Gliederung oder durch plastischen Schmuck hervorgehobener Eingangsbereich. Einen Höhepunkt an Ausstattung und Aufwand erlebt das Portal in der Gotik: Die Portale der Kathedralen erzählen mit ihren Pilastern, Säulen und mehrstufigen Figurenreliefs Heilsgeschichten.
In der Renaissance wird das Portal sozusagen verweltlicht. Es verliert seine Eigenständigkeit zugunsten der gesamten Fassadengestaltung. Nach einem kurzen Ausflug in überschwängliche und dynamische Barockornamentik werden Portale immer klarer, schlichter und funktionaler.
Wem ein Portal nicht reicht, der baut davor einen Portikus: ursprünglich ein mit einer flachen Holzdecke überdachter Säulengang, dessen Rückseite an die Gebäudemauer anschließt. So entsteht ein Übergang zwischen Drinnen und Draußen, als schattiger Wandelgang oder als Wetterschutz. Vor allem in der römischen Villenarchitektur in den gallischen und germanischen Provinzen waren solche Portikusvillen ausgesprochen beliebt, hier umgab der Portikus manchmal den kompletten Innenhof.
Im Klassizismus wird der Portikus eine meist nach drei Seiten offene Vorhalle, die in der Regel von einem Dreiecksgiebel nach oben geschlossen wird. Wenn es noch repräsentativer sein soll, baut man einen Risalit genannten Vorsprung in die Mitte, der womöglich noch durch Eckrisaliten gerahmt wird. Dieser Aufwand war zum Beispiel für das Weiße Haus in Washington gerade gut genug.