Ingeborg Kuhler (geb. 1943)
Sie gehört zu den wichtigsten deutschen Architektinnen: Ingeborg Kuhler verband in ihren Entwürfen künstlerischen Anspruch, technische Perfektion und Funktionalität.
Die 1943 geborene Kuhler interessiert sich schon früh für Kunst und Design. Sie studiert an der Werkkunstschule in Krefeld Architektur. Im industriell geprägten Nordrhein-Westfalen begeistert sie sich für strukturalistische Konzepte, Le Corbusier und „beton brut“. Nach einigen Jahren in verschiedenen Architekturbüros steigt sie mit einem Zweitstudium stärker in die Bautechnik ein und legt ihren Schwerpunkt auf den Krankenhausbau. Das sei der komplexeste Gebäudetyp, den es gebe, danach könne man alles bauen, meint sie. Sie arbeitet als Assistentin an der TU Berlin, verzeichnet mit ihrem eigenen Büro erste Wettbewerbserfolge. Mit 38 Jahren nimmt sie am Wettbewerb für das neue Museum für Technik und Arbeit in Mannheim teil – und überzeugt unter über 100 eingereichten Arbeiten mit ihrem Entwurf. Der Ort, die Funktion und die Größenordnung sind für sie elementare Grundlagen der Architektur, und ihr Entwurf passt sich perfekt in Stadt und Umgebung ein. So entspricht die Anordnung der Fenster den Blöcken der Mannheimer Quadratestadt.
Das Technoseum, wie das Museum heute heißt, ist ein langgestreckter, strahlend hell schimmernder Gebäudekomplex. „Rassig wie ein Ozeanliner“, befand der Mannheimer Morgen. Die polierte weiße Klinkerverkleidung wirkt sauber und sachlich, die ineinander verschränkten Raumstrukturen mit den fünf und zehn Meter hohen Hallen und Galerien sind großzügig. Das Museum bringt ihr einen Auftrag für ein repräsentatives Einfamilienhaus in Berlin ein, in dem sich auf drei Geschossen Wohn- und Arbeitsräume um einen fünf Meter hohen zentralen Wohnraum mit Bibliothek gruppieren. 1984 erhält sie einen Ruf an die Hochschule der Bildenden Künste in Berlin. Da sie immer den Anspruch hatte, das durch Studium und Berufserfahrung erworbene Wissen weiterzugeben, wird sie Professorin für das Fach „Grundlagen des Entwerfens“. Sie wird gefragte Jurorin und Beirätin in Gestaltungsfragen. 1991 ist sie eine der 17 Wettbewerbsteilnehmer, die über die Entwicklung des Potsdamer Platzes nachdenken – auch hier als einzige Frau. (Bach)
(Denkmalstimme_1_2023)