Bürgerpreis 2025

Logo Verein Geek eVDer Bürgerpreis der Denkmalstiftung Baden-Württemberg geht in diesem Jahr nach einstimmigem Vorstandsbeschluss an die Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg e.V. (GEEK).

Mit der Auszeichnung würdigte die Denkmalstiftung bei der Verleihung am 22. Oktober 2025 im Rosensaal in Baiersbronn das herausragende Engagement des Vereins bei der Erfassung, Erhaltung und Restaurierung von Kleindenkmalen in Baden-Württemberg seit 40 Jahren.

Wer seine Wochenenden damit zubringt, querfeldein zu wandern, um Bildstöcke, Wegkreuze, Grenzsteine zu entdecken, zu dokumentieren und – wo nötig – vor dem Verfall zu retten, bewegt sich in einem Spezialgebiet der Denkmalpflege und der Heimatgeschichte. Die GEEK hat sich der Aufgabe verschrieben, die staatliche Denkmalpflege auf dem Gebiet des Kleindenkmalschutzes zu unterstützen. Sie arbeitet an der Dokumentation und Erforschung von Kleindenkmalen, setzt sich für deren Erhaltung und Pflege ein und bringt das Thema auf vielfältige Weise in die Öffentlichkeit. Der Verein feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.

Arbeit der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg e.V. (GEEK)

 
Anlass für seine Gründung im Jahr 1985 war der drastische Rückgang von Sühnekreuzen. Ab 1300 wurde es üblich, an der Stelle, an der ein Mensch gewaltsam zu Tode gekommen war, ohne zuvor die Sterbesakramente empfangen zu haben, steinerne Kreuze zu errichten. So konnten Vorübergehende ein Gebet für die Seele dieses Menschen sprechen. Über die Hälfte der etwa 7.000 Sühnekreuze in Europa stehen in Deutschland, und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es allein im Bereich des heutigen Baden-Württemberg noch 2.000 Stück. Viele von ihnen gingen verloren: Der Einsatz großer land- und forstwirtschaftlicher Maschinen trug ebenso zu ihrem Verschwinden bei wie Straßenbau und Dorfentwicklung.

Gleich nach ihrer Gründung startete die GEEK eine groß angelegte Aktion zur Überprüfung aller noch vorhandenen Sühnekreuze. Der Rücklauf war beeindruckend, das Ergebnis deprimierend: Nur noch 1.100 dieser steinernen Mahnmale waren zu finden. Es war also höchste Zeit, etwas gegen das weitere Verschwinden von Kleindenkmalen zu unternehmen.

Ein Kleindenkmal ist ein von Menschen aus beständigem Material angefertigtes kleines Objekt, das freistehend und ortsfest ist. Dabei sind die Grenzen zum Baudenkmal oder zum Bauschmuck fließend. So kann eine kleine Kapelle ebenso ein Kleindenkmal sein wie ein Türstock oder eine Hausmadonna. Wichtig ist, dass ihm ein gewisser handwerklicher oder künstlerischer Wert beigemessen werden kann. Kleindenkmale sind Dokumente des Lebens und Wirtschaftens in einer Kulturlandschaft. Sie erinnern an Personen oder Begebenheiten, sie markieren Rechte und Pflichten, sie erfüllen Funktionen im Alltag oder sind Zeugnisse des Glaubens. Sie sind so vielfältig wie die Landschaft, in der sie oft eine prägende Rolle spielen.

Die GEEK hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Ausstellungen, Büchern, Pressearbeit und Tagungen die Öffentlichkeit für die Bedeutung von Kleindenkmalen zu sensibilisieren. Zum 40-jährigen Jubiläum findet eine Kleindenkmalausstellung im Hauff-Museum in Baiersbronn statt. Führungen durch Kreuzwege und Grenzsteinpfade machen auf die Bedeutung dieser Dokumente der Frömmigkeit und des Besitzstandes aufmerksam, und eine ganze Reihe von Publikationen zeigt die ganze Vielfalt dieser handfesten Heimatgeschichte.

Eines der wichtigsten Projekte des Vereins ist die Dokumentation. Seit 2001 unterstützt die GEEK das gemeinsame Projekt von staatlicher Landesdenkmalpflege, Schwäbischem Heimatbund und weiteren Heimatkundevereinen zur Erfassung und Dokumentation von Kleindenkmalen in Baden-Württemberg. Über 2.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in insgesamt 21 Projektkreisen nutzten Erfassungsbögen, um bis 2014 etwa 65.000 Kleindenkmale mit ihren Standorten zu erfassen, zu beschreiben und zu fotografieren. Ein beispielloser Erfolg, der bis heute fortgesetzt wird. In keinem anderen Bundesland gibt es ein solches Projekt, in dem die staatliche DenkmalDieter pflege mit den Heimatvereinen und ehrenamtlichen Kleindenkmalforscherinnen vor Ort zusammenarbeitet, um Kleindenkmale flächendeckend und systematisch zu erfassen und damit gemeinsam für deren Schutz und Pflege zu sorgen. Es führte zu einer größeren Sensibilisierung in der Bevölkerung: Immer mehr Menschen erkannten den Wert dieser kleinen Zeugen der Vergangenheit in der eigenen Heimat. Mit ihren Projekten und Aktionen schafft die GEEK eine unverzichtbare Verbindung zwischen dem behördlichen Denkmalschutz und den Menschen, denen an Kleindenkmalen in ihrem Lebensumfeld gelegen ist. Sie gibt Einzelpersonen und Initiativen umfangreiches Material an die Hand, um diese Kostbarkeiten zu dokumentieren, zu schützen und zu pflegen. Vereinsmitglieder erstellten einen Kleindenkmalkatalog; auf der GEEK-Webseite (www.kleindenkmale-geek-bw.de) findet man historische Fotos von Kleindenkmalen, deren Inschrift z. B. nicht mehr eindeutig entziffert werden kann.

Wer ein Kleindenkmal instand setzen will, kann bei der GEEK einen Zuschuss beantragen, der gewährt wird, wenn das Amt für Denkmalpflege in die Instandsetzung eingebunden ist und die Sanierung von qualifizierten Restauratoren vorgenommen wird. Vernetzung und Kooperation reichen mittlerweile weit über Baden-Württemberg hinaus – es gibt sogar eine internationale Tagung für Kleindenkmalforschung. In diesem Jahr findet sie in Österreich statt, 2023 traf man sich in der Slowakei und 2022 in Rottenburg- Ergenzingen.

Im Oktober haben die drei Vorstandsfrauen Dorothee Kühnel, Maria Klink und Martina Blaschka den Bürgerpreis der Denkmalstiftung Baden-Württemberg entgegengenommen. Dies ist eine mehr als wohlverdiente Auszeichnung für 40 Jahre Dienst an nur „den“ scheinbar unscheinbaren Zeugnissen der Heimatgeschichte. (bach)

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