Gesimse
Eine Erfindung der Antike, werden sie in der Renaissance als herausragendes Schmuckelement zur horizontalen Gliederung der Fassade wiederbelebt. Der Definition zufolge ist das Gesims „ein waagerecht aus der Mauerflucht vorkragendes Bauglied unterschiedlicher Prägung und Profilierung“.
Die Fassadenlandschaft des Renaissance-Palazzo hat im Wesentlichen vier Teilbereiche: Sockel-, Fensterbank-, Gurt- und Dachgesims. Das Sockelgesims befindet sich in Knie- oder auch Hüfthöhe, also nicht im Hauptfeld üblicher Optik und gibt sich entsprechend zurückhaltend. Das Gurtgesims hat in der Regel eine rein ästhetische, gliedernde Funktion: Bei einem Gebäude mit vertikaler Intention, gekennzeichnet durch Pilaster oder Lisenen, kann sich so ein Gesims eben um diese senkrechten Fassadenteile verkröpfen, und, dadurch noch weiter vorspringend, einen eigenen Blickfang abgeben.
Das Fensterbankgesims nun (k)ragt meist über das Gurtgesims hinaus und ist auch reicher verziert. Die Krönung aber ist, der Name sagt’s, das Dach- oder auch Hauptgesims, oft weit über den Baukörper hinausreichend, und sei’s nur, um erst einmal den Regen von der Fassade fern zu halten. Doch über die reine Funktion hinaus ist das Dachgesims reich mit Konsolen, Voluten, Reliefs oder Friesen ausgestaltet. Eine ganz einfache, rein funktionale Form erfüllt da gegen das Kaffgesims speziell an gotischen Kirchen. Durch seine leichte Abwärtsneigung gleitet das Regenwasser ab und bewahrt so das Mauerwerk vor allzu viel schädlicher Nässe. Die hohe Zeit der „Gesimskultur“ reicht über den Barock bis in die letzten Tage des Historismus. Das „neue bauen“ aber mit seinem Postulat der kahlen Fassade ist dann geradezu definiert durch seine Simsenlosigkeit.
(Denkmalstimme_1_2010)