Konsole, Konsolfiguren
Der Begriff ist zwar längst eingedeutscht, aber ursprünglich französisch, wo „console“ neben „Kragstein“ und „Pfeilertischchen“ auch Festlegung einer Währung bedeuten kann. Zieht man unser Wörtchen „konsolidieren“ hinzu, wird aus der Konsole also eine tragfähige, „solide“ Konstruktionseinheit: ein aus der Wand hervorspringendes Trägerelement, ein Balken, der oft einen Balkon trägt, aber auch Bögen, Gesimse, Erker oder Skulpturen. Die gängigste Konsolform ist der Ankerstein, der fest im Mauerwerk verankert um eine Steinbreite aus der Hauswand ragt.
Sobald die Konsole fassadenwirksame Körper trägt wie eben Balkone oder Gesimse, wird sie zu einem prägnanten Teil der Außenwand. Ihre gewissermaßen naturgegebene Form besteht dabei wie gesagt aus einem Balken, den eine oft reich verzierte Unterkonstruktion hält. Dies meist in Form von Voluten, die wiederum reichlich Möglichkeiten für ausgiebige Steinmetzfantasien bieten, bis hin zu drastisch realistischer Ausdeutung ihrer Unterstützungsfunktion; so wie hier im Stuttgarter Westen beim Bismarckplatz an einem Eckhaus der Paulusstraße zwei sehr wirklichkeitsnahe Elefanten als geborene Lasttiere einen schweren Balkon tragen (Bild oben). Die Bauherrin, Karoline Umgelter, hatte damals (1903/04) den Ehrgeiz, eines der verrücktesten Häuser Stuttgarts hinzustellen.
Ums Eck, in der Paulusstraße 12, findet sich übrigens ein gleichzeitig entstandenes Haus mit Affen als Konsolfiguren, deren Physiognomien aber auch an Menschen erinnern: Parodien, Anspielungen? Hinter den Affen köpfen dann nackte Hintern, als Fries angeordnet. Eine Konsolenwelt voller neoromanischer Drolerien, auf die von weiter oben Konsolenköpfe mit Prinz-Eisenherz-Frisuren herabblicken. Lebendig wie Stuttgarts Westen eben auch seine Fassaden.
(Denkmalstimme 4_2013)