Lambrequin

Nach der Wiederentdeckung der Sprossenfenster vor etwa 20 Jahren als fassadenbelebendes Element und der neuerlichen Aufwertung hölzerner Klappläden als weiterem optischen Fassadenelement begegnen manchmal nun gar an sorgfältig restaurierten Bauten der Jahrhundertwende, etwa im Stuttgarter Westen, auch wiederbelebte und sozusagen wiederbelebende Lambrequins, neue oder restaurierte. Der Lambrequin, etwas unpoetisch roh übersetzt mit „Lumpen“ oder „Lappen“, was auf den textilen Ursprung der Bezeichnung verweist, war ursprünglich ein innenarchitektonisches Ausstattungselement, ein Querbehang aus Stoff zum oberen Abschluss von Fenstern, Türen, Himmelbetten, Helmen oder gar Thronen. Auch als Zierbehang für Markisen oder Portieren konnte man ihn antreffen. Es ist anzunehmen, dass diese Art der „Verschleierung“ oder „Verblendung“ aus dem Arabischen stammt und schließlich über Spanien in unsere Breiten gelangt ist.

Lambrequins als Außenelement kommen im Barock auf und werden dann im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gern als Blenden vor Rollladenkästen oder Jalousien angebracht. Sie bestehen aus geprägtem Blech, das die fantasiereichsten Ausfertigungen zulässt, etwa Nachahmungen von Zierornamenten wie Zinnen- und Bogenfriese oder Diamantquader. Auch Wappen sind häufig.

Also ganz einfache Mittel zur Aufwertung des Häusergesichts. Ursprünglich meist dunkelgrün lackiert, kommen mittlerweile auch wieder Stanzformen in reinem Zinkblech vor. Die mit großem Aufwand renovierte Fassade eines der Stuttgarter Jugendstil-„Musterhäuser“ im Süden der Stadt kurz vor dem Schwab-Tunnel erscheint dagegen wie ein Lambrequin-Musterbuch.

(Denkmalstimme_4_2016)

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