Lichthof

Der Innenhof gehört zu den elementarsten Bauformen. Die Römer hatten ihn mit einer Öffnung inmitten versehen, durch die der Küchenrauch abziehen konnte. Weil er die Wände schwärzte, kam es zum Namen „Atrium“, von „ater“ = schwarz. Heute gilt eine Anlage mit Wohnbereichen um den lichtoffenen Innenhof noch immer als Atriumhaus. Allerdings, die Zeit der gebäudebestimmenden Lichthöfe kam um 1900, als man bereits erfolgreich mit Glas und Eisen experimentiert hatte, in Stuttgart etwa bei Zanths Gewächshaus in der Wilhelma (um 1860).

Auch das imposante Treppenhaus von Jakob Schneiders Freiburger colombi-Schlösschen (1859–1861) ist von einem gusseisernen Gerippe mit viel Glas überdeckt. Lichthöfe, vor allem als Treppenhausüberdachungen, geben dann zur Jahrhundertwende einen Eindruck bürgerlichen Selbstbewusstseins, etwa der Lichthof des ehemaligen Preußischen Landtags und heutigen Berliner Abgeordnetenhauses oder gar der Schaltersaal von Otto Wagners Wiener Postsparkasse (1904–1912), ein gewaltiges Arrangement aus teilweise auch gebogenen Glasbaustei n en, eine Ikone der Jugendstilarchitektur am Übergang zur Moderne. Und Martin Elsaessers etwa gleichzeitig entstandene Stuttgarter Markthalle mit ihrem gläsernen Satteldach ist insofern auch ein Lichthof.
(Denkmalstimme_3_2018)

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