Lukarne

Der deutsche Begriff ist etwas robuster, aber auf seine Weise doch auch anschaulicher, nämlich Quer- oder Zwerchhaus, wobei „zwerch“ ein älteres deutsches Wort für „quer“ ist. In „Lukarne“ wiederum steckt das lateinische „Lux“ (Licht), denn durch sie konnte Licht in die Räume unter den ausladenden Satteldächern der Renaissanceschlösser fließen. Damals hatte man angefangen, diese riesigen Flächen repräsentativ, etwa als Tanzsäle, auszugestalten: Lukarnen begannen, die Traufseiten der Schlösser zu bevölkern – grandios etwa in der Weserrenaissance. Bescheidener die drei Lukarnen von Schloss Weikersheim zur Parkseite hin. Hier wird auch der Unterschied von Lukarne und Dachgaube anschaulich: Die Gauben, sehr viel kleiner, sind über den weiten Dachrücken verstreut, die Lukarnen aber sitzen direkt auf der Traufkante. Meist, wie etwa in Weikersheim, mit einem Volutengiebel zur Zier, der zuoberst gerne einen Abschluss aufweist, sei‘s als Obelisk, Kugel, Akanthus oder Laterne.

Die Verbindung dieses Querhauses mit dem Hauptdach geschieht wiederum durch ein Satteldach, sodass der Eindruck eines aus dem Großdach herauswachsenden Querhauses entsteht. Die Lukarne ist natürlich auch bevorzugtes Zierelement im Historismus. Ein regelrechtes Ensemble von sechs Lukarnen beherrscht die Traufseite des Leipziger Rathauses (um 1880). In Stuttgart erscheinen lukarnenartige Aufbauten häufig als Abschluss von Erkern an den Traufseiten von Wohnhäusern.

Eigentliche, klassische Lukarnen sind hier selten, aber sie begegnen uns überraschend in dem kleinen Revier zwischen Liststraße und Alter Weinsteige, einer Stuttgarter Jugendstilecke. Da gibt es mit einem Mal nah beieinander Lukarnen aller Größen, die auf der Traufkante balancieren. Auf unserem Bild ein württembergisches Exemplar vom Schorndorfer Marktplatz.
(Denkmalstimme_3_2017)

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