Lustschloss
Aus den Gartenpavillons der Renaissance wurden bald eigene Weiterungen, oft übrigens ganz in der Nähe eines Residenzschlosses, ganz so, als seien den „Allerhöchstdenselben“ ihre Regierungssitze zu weitläufig und unpersönlich geworden. Eines der großen Beispiele im Land war das Stuttgarter Lusthaus gegenüber dem Alten Schloss, im 16. Jahrhundert an der Stelle des heutigen Kunstgebäudes entstanden, seinerzeit einer der bedeutendsten Renaissancebauten nördlich der Alpen. Auch später hatten gerade im Herzogtum Württemberg Lustschlösser Konjunktur und waren, hier wie anderswo, im Duktus der Zeit dem Versailler Muster (dem Grand Trianon) nachempfunden. Auch in Stuttgart und Ludwigsburg entstanden gleichsam „Filialen“, oft nur partiell, sozusagen nach Lust und Laune bewohnt. Das „Lexikon der Bautypen“ (Reclam 2006) gibt dafür eine schlüssige Erklärung: „Im Gegensatz zum Landhaus handelt es sich beim Lustschloss um eine autonome Anlage, die im Unterschied zur ‚Maison de plaisance‘ ausschließlich dem Territorialadel vorbehalten war.“ Beispiele für solche Lustschlösser sind Legion, gerade in Baden und Württemberg.
Herzog Carl Eugens Baulust verdanken wir eines der herausragendsten Lustschlösser überhaupt: die Solitude (1764–1767), im Gegensatz zu dem „sterchen“ klassizistischen, eher trocken wirkenden Neuen Schloss in Stuttgart drunten ein gekonntes barockes Gegenstück vom sonst nicht sonderlich hervorgetretenen Johann Friedrich Weyhing. Doch auch die im Land bekannten Baumeister Nicolas Guibal und Philippe de La Guêpière legten noch einmal Hand an jenes Objekt, für das der Herzog höchstselbst Entwürfe geliefert hatte. Hier nun geht das Lustschloss mit seinem geradezu strotzenden Repräsentationsanspruch schon fast über in den veritablen Palast – aufwendige Gartenanlagen, zusätzlich Lusthäuschen, Orangerien, Kavaliershäuser … eines der kunsthistorisch ergiebigsten Werke des deutschen Spätbarock. Aber was wäre nicht noch alles aufzuzählen: Rastatts Favoriteschlösschen, Freiburgs Greiffeneggschlösschen, das Stuttgarter Bärenschlösschen oder Ludwigsburgs Monrepos. Wir zeigen im Bild das feingliedrige Rastatter Favoriteschlösschen umgeben von barocken und englischen Parkanlagen. Musterbuchhaft! (Denkmalstimme_2_2018)