Maskaron

Der Maskaron ist ein fratzenhafter Schlussstein an Bögen von Toren, Fenstern und Konsolen oder, wie am unlängst gewürdigten Stuttgarter Schwabtunnel (Heft 1/2019), an Tunnelöffnungen. Dazu findet sich der Maskaron inwendig als Raumdekoration, etwa an Supraporten. Im bauhistorischen Formenkanon gehört er zur Reihe der Drolerien und ist ein reines Zierelement, anders als die oft ähnlich gestalteten, aber zweckgebundenen Wasserspeier.

Fratzenköpfe gibt es, wie so viele dekorative Details am Bau, seit der Antike. Sie wurden zu Zeiten vermehrt weltlichen Bauens in Renaissance und Barock wiederbelebt. Der Maskaron ist dabei fast immer grotesk und oft schreckeinflößend. Charakteristisch: das Riesenmaul mit wulstigen Lippen, großen, nach oben spitz zulaufenden Teufelsohren und stechenden Augen, darin manchen „Larven“ aus der schwäbisch-alemannischen Fasnet nicht unähnlich.

Der Formenkanon des Maskaron reicht vom sterbenden Krieger mit Schmerzenszügen am Berliner Zeug- haus bis zur höhnischen Karikatur an der Münzprägeanstalt der bolivianischen Stadt Potosi, wo eine Maskenfratze den das Land verlassenden spanischen Kolonialtruppen hinterhergrinst. Aber es gibt auch antik inspirierte, edle Antlitze wie in Bordeaux, dort zählt man an die 3000 Exemplare.

Im späteren 19. Jahrhundert wurden speziell in Deutschland vorgefertigte Exemplare aus dem Katalog geliefert. Als eindrucksreiche Jugendstil-Kunstform aber gestaltet der Bildhauer Karl Novak den Maskaron in der Prager Neustadt. Unser Bild stammt von der Stuttgarter Schickhardtstraße, aus einem kleinen Jugendstil-Areal.

(Denkmalstimme_2_2019)

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