Obergaden, Gaden

St. Georg auf der Reichenau mit fünf Obergaden-Fenstern
St. Georg auf der Reichenau mit fünf Obergaden-Fenstern

„Gaden“ ist einer der wenigen bauhistorischen Begriffe, die sich aus dem Althochdeutschen herleiten lassen und erst einmal nur ein kleines einstöckiges Gebäude meinen. „Garten“ oder „Gatter“ steckt dahinter.

Bei mittelalterlichen Wehrkirchen gab es einen Gadenring um den Baukorpus als Fluchtmöglichkeit für die Ortsbewohner und auch als Lebensmittelhort.

Einen Eindruck eines Gotteshauses mit Gürtel aus Wohn- und Vorratshütten bietet optisch noch immer der Ring von Tourismus-Verkaufsständen um die gotische Heidelberger Heiliggeistkirche. „Gaden“ hat sich bis in unsere Tage in der Zusammensetzung von „Obergaden“ – oder anschaulicher: „Lichtgaden“ – erhalten.

Es ist damit das Fensterband meist auf der Nord- und Südseite des Haupt- beziehungsweise Mittelschiffs einer romanischen Basilika gemeint. Seine Funktion: die Belichtung des Kircheninnenraums.

Sinnfälliges Beispiel ist der Obergaden an Sindelfingens romanischer Stiftskirche St. Martin. Augenfällig wird seine Funktion auch bei der romanischen Kirche in Oberzell auf der Reichenau, wo das Licht vom Obergaden auf die weltberühmten Fresken fällt.

Bei den zahlreichen barocken Umbauten von romanischen und auch gotischen Basiliken mit ihren Ziergewölben über dem Mittelschiff stiftet der Obergaden Erhellung. Zuletzt begegnet man dem Obergaden als „Oberstübchen“, als erhellendes Fensterband ringsum, etwa über einem Wohnturm.

(Denkmalstimme_2_2022)

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