Oktogon

Denkmalwissen OktogonDas Oktogon oder Achteck ist neben Quadrat, Rechteck und Kreis eine der häufigsten Grundformen in der Architektur. Es steht seit der Antike symbolisch für Vollkommenheit und seit dem christlichen Mittelalter für die Auferstehung. Stelen aus der Stauferzeit etwa sind oft achteckig, und besonders auch die deutsche Kaiserkrone. In der christlichen Zahlenmystik spielt die Acht als Zeichen der Unendlichkeit eine Rolle. Achteckige Grundrisse kommen in bedeutenden Kirchen vor allem des Frühmittelalters vor, etwa bei San Vitale in Ravenna (547 n. Chr.), dem Felsendom in Jerusalem (692 n. Chr.) oder auch der Pfalzkapelle im Aachener Dom (um 800).

Spektakulär und ganz im Oktogonalen aufgegangen ist die „Krone Apuliens“, das Castel del Monte, das der Stauferkaiser Friedrich II. zwischen 1240 und 1250 erbauen ließ. Die Idee der Achteckigkeit ist hier so akribisch wie majestätisch Stein geworden. Die acht Ecken des eigentlichen Baukörpers flankieren jeweils achteckige Türme, so dass sich die Illusion einer riesenförmigen achteckigen Krone ergibt. Das Achteck bildet auch die Grundform der meisten Chöre gotischer Kirchen mit ihren Drei- beziehungsweise Fünf-Achtel-Schlüssen. Vom Barock bis zum Historismus erscheint das Oktogon speziell als Turmaufsatz auf romanischen Turmstümpfen mit quadratischem Grundriss. Mag der mittelalterliche Turmrest dabei noch so irdisch kompakt sein, der oktogonale Aufbau führt den Turm gewissermaßen hinauf zu lichten Höhen, beispielhaft zu studieren an der spätgotischen Stiftskirche St. Amandus in Bad Urach.

(Denkmalstimme_2_2021)

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