Plattenbau

Denkmalwissen Plattenbau
Berlin, Platten-Wohnhaus (1986) am Spittelmarkt.

Der Plattenbau, vor allem der der ehemaligen DDR, gilt als der Inbegriff städtebaulicher Hässlichkeit – und als „westdeutscher Kampfbegriff“.

Die Bürger der DDR fanden die zweckmäßig geschnittenen Neubauwohnungen mit Bädern und Gaszentralheizung nämlich modern, familienfreundlich und komfortabler als die heruntergekommenen gründerzeitlichen Altbauten.

Als Plattenbauten bezeichnet man Gebäude, die aus geschosshohen Betonfertigteilen hergestellt sind. D eckenplatten und Wandscheiben werden in einer Fabrik angefertigt und als fertige Elemente auf der Baustelle montiert. Es handelt sich um eine Massivbauweise mit tragenden Wänden und Decken. Plattenbauten sind langlebig, die Wartungskosten niedrig und zahlreiche Arbeitsschritte können wetterunabhängig im Fabrikgebäude durchgeführt werden, was in Regionen mit wetterbedingt kurzer Bausaison praktisch ist.

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts begann man, nach Fertigbauweisen zu suchen, die mit dem klassischen Mauerwerksbau konkurrieren konnten, um schnell günstigen Wohnraum schaffen zu können. Aber die Nachfrage blieb zunächst gering. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich die Plattenbauweise durchsetzen: Der kriegsbedingte Wiederaufbau garantierte genügend Nachfrage.

Zwischen 1960 und 1980 entstanden international neue Großsiedlungen. In der DD R wurde der Plattenbau zum wichtigsten Instrument der ehrgeizigen Wohnungsbaupolitik, zwischen 1970 und 1990 entstanden fast zwei Millionen Wohnungen. Nachdem 1953 der erste Großplattenversuchsbau in Berlin-Johannisthal fertig war, baute man ganze Städte wie Halle-Neustadt in Plattenbauweise, 1957 wurde Hoyerswerda zu einem Experimentierfeld des Plattenbaus und verzehnfachte seine Einwohnerzahl von 7000 auf 70 000 Menschen. In der Bundesrepublik wurden die Plattensiedlungen hingegen zunehmend als eintönig und seelenlos empfunden und ab den 1980er Jahren nicht mehr gebaut.

Nach der Wiedervereinigung und der massiven Ost-West-Migration standen in der ehemaligen DDR viele Wohnungen leer. Man begann, die Plattenbauten umzubauen, zu verkleinern oder abzureißen. Mittlerweile droht der Originalbestand, ein wichtiges Zeugnis der DDR-Alltagskultur, zu verschwinden. Deshalb werden jetzt einzelne Gebäude oder ganze Ensembles unter Denkmalschutz gestellt. (bach)

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