Conrad Dollinger (1840–1925)
t: Von 1855 bis 1860 bekam er Zeichenunterricht bei einem bekannten Biberacher, dem Genremaler Johann Baptist Pfl ug. Dollinger wurde so nebenbei zu einem herausragenden Architekturmaler, und noch heute sind entsprechende Mappen von ihm zu stattlichen Preisen erhältlich.
Dollinger studierte am Stuttgarter Polytechnikum (später TH), unter anderem bei dem berühmten württembergischen Historisten Christian Friedrich von Leins, unternahm die für seine Architektengeneration obligaten Reisen nach Italien und Frankreich und wurde 1870 schließlich in Stuttgart Professor für Baukonstruktionslehre.
Sein wichtigstes erhaltenes Werk ist die Stuttgarter Matthäuskirche (1876–1881), der „Heslacher Dom“, dessen wahrzeichenhafter, schlanker Campanile dem restlichen Baukörper mit seinem polygonalen Vierungsturm die Wucht nimmt. Auch die Friedenskirche am Ostrand der Stuttgarter Kernstadt stammt ursprünglich von ihm, ist aber, kriegszerstört, durch den obligaten Betonstil der Wiederaufbauzeit weitgehend entfremdet.
Eine Spezialität Dollingers waren Sockel für Denkmale schwäbischer Geistesheroen: In seiner Heimatstadt Biberach entwirft er den „Unterbau“ für den größten Sohn der Stadt, Christoph Martin Wieland, und in Marbach den Sockel des Schiller-Denkmals.
Sein eigentlicher Wurf war allerdings die Stuttgarter Garnisonskirche von 1878, einst gegenüber dem Eberhard-Ludwigs-Gymnasium. Im damals streng protestantischen Stuttgart war diese neoromanische Nachbildung des Speyrer Doms nicht eben willkommen; sie galt schlichtweg als „hässlich“. Nach einigen Bombenschäden wurde die Garnisonskirche noch 1945 schnell „verwertet“, und die vielen Ziegelsteine, die sie wesentlich ausmachten, zu Ziegelsplitt zermahlen, anfangs hauptsächlicher Werkstoff des Wiederaufbaus. Es heißt, auch im benachbarten Studentenwohnheim („Max-Kade-Haus“) stecke ein guter Teil der Garnisonskirche.
(Denkmalstimme_3_2017)