Robert Gerwig (1820–1885)
Er ist gewiss der einzige Baupionier im Land, der es zur Hauptfigur eines Musicals gebracht hat. Im Sommer 2010 führte das nach ihm benannte Singener Gymnasium zu seinem hundertjährigen Bestehen eine viel umjubelte „Robert-Gerwig-Revue“ auf – vor dem Hintergrund der eigentlichen Genietat des Meisters, der „Schwarzwaldbahn“, zwischen Offenburg und eben Singen. Gerwig, 1820 in Karlsruhe geboren, kam bereits mit vierzehn auf das kurz zuvor von Oberst Tulla, dem Rheinbegradiger, gegründete Polytechnikum. 1841 sollte er die Staatsprüfung mit „Vorzüglich befähigt“ abschließen. Er arbeitet als Ingenieur für Wasser- und Straßenbau. Von 1850 bis 1857 leitet er, der Ingenieur, die Staatliche Uhrmacherschule in Furtwangen.
Aber Gerwigs juste milieu war der Eisenbahnbau. Zwischen 1860 und 1863 entsteht seine Hochrhein-Talbahn von Waldshut nach Konstanz. Sein Opus maximum wird die erwähnte Schwarzwaldbahn von Offenburg nach Singen, die er 1865 in Angriff nimmt. Dabei waren zwischen Hausach und St.Georgen 564 Meter Höhenunterschied zu überwinden. Gerwig baut eine der bis heute technisch anspruchsvollsten Gebirgsstrecken. Er entwirft, um die Steigungen zu überwinden, zwei Kehrschleifen und zwei Kehrtunnel. Seine ingeniöse Idee, Berge auf sanfte Weise zu überlisten, blieb auch den Schweizer Nachbarn nicht verborgen, die ihn 1872 von der Schwarzwaldbahn weg an die St.-Gotthard-Strecke holten. Gerwig war auch intensiv politisch tätig als nationalliberaler Abgeordneter im badischen Landtag und später im Berliner Reichstag, für dessen Bau man ihn übrigens auch als Architekt zurate gezogen hatte.
Sein letztes Großprojekt, die Höllentalbahn (1884–1887) mit ihrem grandiosen Viadukt über die Ravennaschlucht half dann, wie schon die Strecke zwischen Offenburg und Singen, den Schwarzwald auch für die heimische Industrie zu erschließen. Kurz vor Vollendung der Höllentalbahn starb Gerwig mit 66 Jahren.
(Denkmalstimme 1_2013)