Theodor Wilhelm Landauer (1816–1894)

Zurück in die Zukunft

Einer der letzten Historisten Württembergs war Sohn des Heilbronner Advokaten und Bürgermeisters Leberecht Landauer. Er lernte Zimmerer und Steinhauer. 1834 nahm er sein Studium in München auf und wirkte bereits 1837 als Bauassistent in Ludwigsburg, um hernach eine große Karriere im königlich-württembergischen Staatsbauwesen zu durchlaufen. Erst 1891, mit 75 Jahren, zog er sich hoch dekoriert von seinen Ämtern zurück. Landauer lebte bis zu seinem Tod in der Werastraße 16, nahe seinen beiden großen Stuttgarter Architekturen, dem Justizpalast und der Staatsbibliothek.

Das Justizgebäude entstand von 1875 bis 1879 im Areal zwischen Olga-, Ulrich- und Urbanstraße. Schwur-, Amtsund Landgericht waren hier untergebracht. Durch Bomben geschädigt, wurde es wie so vieles damals abgerissen. Im zeitgenössischen Urteil wird das Stuttgarter Justizgebäude in die Nähe von Sempers Zürcher Polytechnikum (1864) gesetzt. Gelobt wird die „gelungene Verteilung der Massen“. Und die „Deutsche Bauzeitung“ ist beeindruckt: „Ausgestaltung und Ausstattung des Gebäudes geht weit über alles hinaus, was in Stuttgart bisher für die Sitze der öffentlichen Behörden üblich war.“ Die benachbarte „Königliche öffentliche Bibliothek“, Landauers anderer Stuttgarter Repräsentationsbau, entsteht 1883 als ein „Palast für Bücher“ mit Mittelrisalit, Seitenflügeln und Eckpavillons. Ältere Stuttgarter haben in diesem Prachtgebäude trotz Bombenschäden noch bis Ende der Sechzigerjahre ihre Bücher bestellt. Aber eine Restaurierung war hier wie beim Justizpalast architekturideologisch undenkbar; der Bücher-Palazzo musste in den Siebzigerjahren einem Beton-Backsteingemisch weichen. Als Kirchenbauer war Landauer vor allem Neo-Gotiker und erweist sich in Rottenburg (1856), Oberjesingen (1858), Kaiserbach (1869), Schmerbach (1872/ 73), Nagold (1874) als Meister des evangelischen Gotteshauses. (Siehe auch Buchtipps)

(Denkmalstimme_2_2008)

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